Rezension

Wie man sich einen reichen Junggesellen angelt

Stolz und Vorurteil - Jane Austen

Stolz und Vorurteil
von Jane Austen

Bewertet mit 4 Sternen

Die Familie Bennett gehört zum (relativ) armen Landadel mit (relativ) wenig Einfluss. Leider existieren nur fünf Töchter - leider deshalb, weil zum Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts jeder Besitz an einen männlichen Erben fällt. Da können Töchter noch so schön, gebildet und wohlerzogen sein, sie können sich nur auf einen Bruchteil des Erbes verlassen. Deshalb ist es für Mrs Bennett des Wichtigste auf der Welt, dass sie ihre Töchter so "gewinnbringend" wie möglich an reiche, wenn möglich adlige Junggesellen verheiratet. Schwierig, da das alle Mütter versuchen und vor allem, weil die Standesunterschiede jede Rolle spielen, es sei denn, man stünde bereits so hoch, dass man das ignorieren kann. Als ein junger, reicher Herr namens Bingley in der Nachbarschaft einzieht, der gleich ein Auge auf Jane, die älteste Tochter, wirft, scheint Anlass zur Hoffnung zu bestehen. Doch sein noch reicherer Freund Darcy tut scheinbar alles, um diese Verbindung zu verhindern, und sein Standesdünkel verdirbt noch einiges andere. Elizabeth, zweitälteste Tochter der Bennetts, und Darcy müssen sich oft aneinander reiben, um zu erkennen, was wirklich wichtig ist.

Dieses Buch von Jane Austen hat mir besser gefallen als Verstand und Gefühl - vielleicht, weil Letzteres dieses Mal nicht so übertrieben war. Austen hat wohl eine Vorliebe dafür, zwei Schwestern des Landadels zu beleuchten, hier hat für mich einfach der Charakter der beiden besser gepasst. Wo Marianne einfach nur ein nerviges Gör war, war Elizabeth mutig, schlagfertig und gewitzt - dass diese Frau einen Mann erobert, kann ich mir weitaus besser vorstellen. Jane hatte mir ein wenig zu viel Ähnlichkeit zu Elinor, wobei die ja nicht unsympathisch ist. Vielleicht sollte man die Bücher nicht zu sehr vergleichen, aber es drängt sich auf, wenn man sie hintereinander ließt. Interessant sind auch die immerwährenden Verwicklungen und Intrigen, die geschmiedet werden, aber auch da lassen sich große Ähnlichkeiten und Parallelen ziehen. Für mich ist Stolz und Vorurteil daher einfach nur eine bessere Version von Verstand und Gefühl, nur mit größerem Lesegenuss und witzigeren/sympathischeren ProtagonistInnen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 06. August 2017 um 07:20

Das hört sich sehr nett an. Wahrschl ist Georgette Heyer später auf genau diesen Zug aufgesprungen. Da ich als Teenie hinreichend GH gelesen habe, brauche ich kein JA nicht. Allerdings gibt es ein Qualitätsgefälle ! Das war mir damals aber egal. Lies weiter, ich wollte nicht stören ;-).

E-möbe kommentierte am 06. August 2017 um 13:24

Wenn das Frau Oberlehrerin gelesen hätte: Brauche ich kein JA nicht! ;)

Georgette Heyer sehe ich auf Flohmärkten - soll ich da mal ein Buch mitnehmen? Gelten die auch als Klassiker? Muss mal nachsehen, wann die Frau gelebt hat. Was mich an JA reizt, ist gerade ihr eigener Bezug zu der Zeit, über die sie schreibt. Zeitzeugnis, auf gewisse Art.