Rezension

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Wie meine heimliche Heldin Gingin ein zuckersüßes Ende erlebte

Das Geheimnis der schwarzen Rose 2: Verliebt, verloren, verzaubert - Melanie Neupauer

Das Geheimnis der schwarzen Rose 2: Verliebt, verloren, verzaubert
von Melanie Neupauer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Da es sich hierbei um einen zweiten Band handelt kann die Rezension Spoiler aufweisen.

Informationen:

Das E-Book „Verliebt, verloren, verzaubert“ ist der zweite Teil des Zweiteilers „Das Geheimnis der schwarzen Rose“.  Das E-Book wurde von der Autorin Melanie Neupau geschrieben und ist mit einer Seitenanzahl von 290  am 08.Mai 2014 im Impress-Verlag für 3,99€ erschienen. Bislang gibt es das Buch nur als E-Book.

Klappentext:

Die große Liebe zu finden, ist ja bekannterweise nicht leicht. Da ist es wirklich bitter, wenn es dann klappt und der Junge sich im nächsten Moment quasi in Luft auflöst. Keine schwarzen Rosen mehr auf dem Nachtkästchen, keine geheimen Briefe mehr im Kamin. Natalie ist untröstlich und bereit, alles dafür zu tun, um Artus wiederzusehen. Dafür muss sie aber in die Vergangenheit reisen und eine geheimnisvolle Prophezeiung entschlüsseln. Und sie hat keinen Plan, wie sie das anstellen soll …

Erster Satz:

„Der hell erleuchtete Sternenhimmel legte über Peretrua einen silbernen Schleier.“ (1%)

Erwartung:

Der erste Band „Verliebt, verlobt, verflucht“ hat mich mit seiner tollen Weltgestaltung in seinen Bann gezogen. Leider konnte ich mich mit der Protagonistin Natalie nicht sehr gut anfreunden, wegen ihrer doch recht naiven Art. Ich erhoffe mir für den zweiten Band, dass sie etwas erwachsener wird. Da dieser Band der abschließende ist, erwarte ich natürlich auch Antworten auf einige offen gebliebene Fragen.

Covereindrücke:

Das Cover ist im Stil des ersten Bandes gehalten. Ein angenehmes blau ziert den Deckel. Die schwarze Rose fehlt natürlich nicht. Die zwei Schemen, welche Natalie und Artus darstellen sollen halten sich und scheinen wie kurz vor einem Kuss.

Meinung:

Dieser Prolog startet einfach mal damit, das Artus auf seiner Drachin nach Hause fliegt und dabei den magischen Schutzwall von Peretrua durchbricht. Er fliegt nach Hause und so bekommen wir zum ersten Mal einen ersten Eindruck von seiner Welt, seinen Eltern. Während seine Mutter viel zu gutherzig für diese Welt wirkt, ist der Vater das genaue Gegenteil davon. Eine dritte Person hat gleich meinen Hass auf sich gezogen mit ihrer Art. Dass der Vater von Artus seine Finger dabei im Spiel hat, macht es nicht gerade besser.

Ansonsten beginnt das Buch kurz  nach dem Punkt wo die Geschichte im letzten Band endete. Nathalie ist in aller Munde: Sie soll verhört werden, sie ist auf dem Titelblatt einer Zeitung, alle reden über sie. Und das nur, weil sie ihre große Liebe Artus beim Schulball vor den Fängen des Königs gerettet hat.
Während Nathalie große Ängste aussteht, ist Gingin mit Cévil zusammen. Dieser schreckt anscheinend vor nichts zurück, den er war es, der ihren Abschlussball ruiniert hat. Aber warum hassen sich Cévil und Artus so? Ein zentrale Rolle, die mich während des ganzen Buches begleitet und leider keine wirkliche Aufklärung erfährt.

 

In diesem Band geht es vor allem um die Zeitreise der beiden Mädchen. Der Bürgermeister alias der König versucht verzweifelt sie davon anzubringen. Doch mit der Zeitreise würde der verschollene zweite Teil der Prophezeiung endlich enthüllt werden, die sein Land retten könnte. Was hat er also zu verbergen? Dann jedoch gelingt ihnen die Zeitreise, mit der Hilfe eines alten Zauberers. Zusammen mit Warensis und dem Bücherschlund gelangen sie in die Vergangenheit. Kaum angekommen erfahren sie die Hilfe eines Vorfahren von Gingin ohne den sie ziemlich aufgeschmissen wären. Aber auch der Thronfolger der schwarzen Schatten, Artus, und der zweite Thronfolger aus dem Elbenland, Cévil, machen sich auch die Suche nach der Prophezeiung. 3 Reiche auf der Suche nach einem verschollenen Geheimnis. So nimmt die Geschichte ihren Lauf…

Und an diesem Punkt muss ich gleich mal Kritik üben. So sehr mir auch die Welt, welche die Autorin geschaffen hat gefällt, so sehr missfällt mir die Gedankenlosigkeit der beiden Mädchen. Ebenfalls etwas unglaubwürdig geraten sind manche Wendungen. Minimale Logikfehler waren zwar vorhanden, haben mich aber bei weitem nicht so gestört wie die „perfekte“ Handlung. Meist lief es so ab: Die Mädchen haben ein Problem, aber durch einen genialen Einfall oder durch einen Zufall/ das Schicksal lösen sie es sofort. Ich meine vielleicht denk ich auch etwas zu realistisch für diese Geschichte, aber Gingin denkt „nur“ an altertümliche Kleidung während Natalie so wie sie ist, in die Vergangenheit gereist wäre. Was aber ist mit Nahrung, Trinken und einer Unterkunft?

Da hatten sie ganz schön Glück, das Gingin einen ganz tollen Vorfahre Balduin Tucin hat, der auch noch wohlhaben ist. da hat es sich die Autorin ein ganz bisschen einfach gemacht, mit der Lösung von Haus, Nahrung, etc. Sie bekommen sogar Kleider und Allerlei. Daran hätten sie aber ehrlich gesagt früher denken müssen. Und dies ist so eine Situation, wo viel zu einfach gelöst wird, in meinen Augen. Solche Situationen ziehen sich durchs ganze Buch. Scheinbar aussichtslose Situationen werden von einem Zufall nach dem anderen, wo alles perfekt wie am Schnürchen läuft, abgelöst. Und niemand wundert sich oder freut sich über so viel Glück. Hier zeigt sich eben wieder, wie unglaublich naiv Natalie doch ist.

Wo wir beim zentralen Thema wären. Nathalie macht nach wie vor einen sehr naiven kindlichen Eindruck auf mich. Für Natalie habe ich mir eine so große Entwicklung erhofft, die meiner Meinung nach ausgeblieben ist. Sie denkt nach wie vor nicht genug nach und trifft Entscheidungen, die nur halb durchdacht sind. Bei ihr spielt immer viel Glück mit. Natürlich kann man ihre Naivität auch auf eine überbehütete Kindheit zurückführen, denn sie wächst nicht nur in einer liebenswerten Familie auf, sondern hat auch noch Freunde und alles was sie sich wünschen kann. Ihre Familie ist auch nicht gerade arm und Natalie wirkt manchmal sehr verwöhnt. Zumindest kurz vorm Showdown versucht sie sich erwachsen zu verhalten.

 

Von Gingin habe ich jedoch umso mehr neues erfahren. Sie wird in diesem Band immer deutlicher und ihr Charakter sticht hervor. Während Natalie weiterhin in ihrer Naivität schwimmt verändert sich Gingin im Laufe der Geschichte. Natürlich ist auch sie zu Anfang ein liebesblindes Huhn, doch sie nimmt erwachsenere Züge an, trifft wichtige und reife Entscheidungen und ist generell immer besser vorbereitet als Natalie. Anstatt blind vor Liebe zu handeln, bewahrt sie plötzlich einen klaren Kopf und macht einen mächtigen Entwicklungssprung.  Auch wenn sich das Buch hauptsächlich um Natalie und Artus dreht, ist Gingin meine heimliche Heldin und Favoritin in diesem Band. Sie macht eine Wandlung im letzten Drittel durch, die ich so nicht erwartet hätte. Vor allem nicht so kurz vor Schluss. Besonders schön fand ich es da, dass sie ihre eigene Szene bekommen hat, welche aus ihrer Sicht erzählt wird. Sie hat eine wichtige Aufgabe und erfüllt diese tadellos.

 

Auch Artus wird in meinen Augen erwachsener. Vom Charmeur zum verantwortungsvollen jungen Mann, der im letzten Abschnitt eine folgenschwere Entscheidung trifft, die ich so nicht erwartete hätte. trotzdem bleibt er seinem Charakter treu und das macht ihn in meinen Augen zu einer schön ausgearbeiteten Figur.

 

Auch konnten die Nebencharaktere voll und ganz punkten. Warensis, die kleine blaue Elfe und der Bücherschlund haben eine größere und präsentere Rolle in diesem Teil, was mir viele Lächeln auf die Lippen gezaubert hat. Sie sind einfach unverbesserlich und bleiben ihrem Charakter treu. Auch Schweinsnase war wie eh und je treuherzig und fürsorglich.

 

Im Grunde hat mir die Geschichte gut gefallen. Es gab voraussehbare Momente, aber auch ganz unerwartete Wendungen. Was in der Vergangenheit passiert hat mich absolut gefesselt und ich fand diese Aspekte erfrischend. Vor allem die Vertrauensfrage ist allgegenwärtig. Hier konnte die Autorin mit Verwirrungen punkten, die sie geschickt auflöste. Das große Rätsel um die Prophezeiung ist lange ein gut gehütetes Geheimnis. Was dabei zu Tage kommt war wieder sehr unerwartet. Es ließ sich zum  Ende hin eine kontinuierliche Steigerung des Niveaus feststellen: Charaktere werden erwachsener, Handlungen werden überdachter, Wendungen werden unvorhersehbarer und der große Showdown rückt immer näher.

Gerade dieser jedoch hat mich dann sehr enttäuscht. Ich weiß welche Botschaft dahinter steckt nämlich: Man kann seine Probleme auch ohne Streit lösen, aber in dieser Situation war es einfach nur unglaubwürdig. 3 verfeindete Reiche treffen aufeinander, alle bewaffnet und zum Kampf bereit. Und dann? Kein Kampf, sofortiger Frieden. Genauso schnell wie der Kampf begonnen hat, war er auch schon wieder vorbei. Nicht das ich mir einen Kampf gewünscht hätte, aber was danach kam,  war  mir viel zur schnell gegangen. Das Ende an sich wäre ja noch in Ordnung gewesen, aber dann schickt die Autorin einen Epilog hinterher, welchen sie am besten gestrichen hätte.
Versteht mich nicht falsch: Ich liebe Happy Ends WENN- ja, jetzt kommt das große Wenn- sie realistisch sind. Und leider muss ich sagen hier war es alles andere als realistisch. Ich komme auch mit weniger schönen Enden zurecht, es muss halt zum Buch passen und stimmig sein. Jedoch war mir dieses Ende einfach nur zu happy zuckersüß. Das war einfach nur zu perfekt. Es hat der eh schon schwächelnden Geschichte den Rest gegeben.

Vielleicht bin ich nicht mehr in der Alterszielgruppe der Geschichte angesiedelt, aber mir war als würde ich in einem Netz aus Zuckerwatte hängen und je mehr ich nach einem kleinen "schlechten" Ende suchte, desto mehr habe ich mich verstrickt. ALLE sind glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Ähm? Wie realistisch ist DAS? Nein, mir war das einfach zu viel des Guten.

 

Fazit:

Alles in Allem fand ich die Idee hinter den Büchern besser als die Umsetzung. Mir hat die Geschichte gefallen, aber Natalie ist leider für mich immer noch sehr kindlich und naiv. Die Handlung war oftmals voraussehbar, hatte aber kleine überraschende Momente. Sehr schade fand ich auch, dass es sich die Autorin manchmal etwas zu einfach gemacht hat. Am Ende ging mir alles zu einfach und zu schnell. Teilweise hatte ich das Gefühl, als müsse die Autorin noch alles was sie erzählen will komprimieren und mit Absicht zu dieser einfachen Lösung greifen, weil das Buch nicht unendlich viele Seiten haben darf. Ein dritter Band hätte das ganze vielleicht etwas entzerrt.

Auch wenn ich die Figuren (fast) alle sehr gelungen finde hat mir teilweise der Lesespaß etwas gefehlt. Ein offenes Ende hätte mir besser gefallen oder wenigstens etwas weniger schnulzig. Sehr schade, denn die Idee war wirklich großartig.

Ich bin etwas enttäuscht, dass mir die Geschichte nicht so gut gefällt wie erwartet, aber das Buch wird seine Leser schon finden. Ich vergebe schlechte 3 Cookies, hoffe aber, dass die Geschichte ihre Fans finden wird.

Wer den ersten Teil gemocht hat wird sicher den zweiten Band genauso sehr mögen. Wem allerdings im ersten Band etwas gefehlt hat, der wird hier nur mäßig seinen Spaß haben. Wer auf rundum perfekte Happy Ends steht, der kann sicherlich nichts mit dem Kauf falsch machen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin, dem Impress-Verlag und Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.