Rezension

Wie weit darf man gehen?

Das späte Geständnis des Tristan Sadler - John Boyne

Das späte Geständnis des Tristan Sadler
von John Boyne

Bewertet mit 5 Sternen

John Boyne gelingt hier meines Erachtens ein Meisterwerk, dass mit leisen melachonischen Untertönen von den Schrecken des Krieges erzählt, sanft verwebt mit den zarten ersten Gefühlen eines 17 jährigen Jungen zu einem Kriegkameraden.

Wann verjährt Schuld? Wann vergisst man und was, wenn man nie vergisst?
Wo liegt der Unterschied zwischen Moral und Feigheit und wann ist man ein Feigling?

Zwei Tabuthemen der damaligen Zeit, werden hier schonungslos und doch mit so viel Feingefühl und Sensibilität erzählt.
Dabei greift der Autor auf einen Erzählstil zurück, welcher sich an die Zeit des ersten Weltkrieges anpasst.
Die Art, wie John Boyne schreibt, gefällt mir sehr gut.
Die zeitlichen Rückblicke gestalten sich für mich wie Einblendungen in einem Schwarz-Weiß Film. Erinnerungen setzten so nach und nach das vollständige Bild zusammen und am Ende ist man schockiert und bleibt nachdenkend zurück.

Es gelingt wunderbar, den moralischen Graben zwischen Tristan und Will darzustellen, eingebettet in eine Freundschaft, die sich am Ende die große Frage stellen muss, wie weit man aus Moral, aus Liebe oder aus dem bloßen Überlebenswillen heraus gehen darf und kann.

Mein Fazit
Solch ein Buch hab ich schon lange nicht mehr gelesen.
Diese Geschichte ist so leicht erzählt, so leicht gelesen, aber der Eindruck, der zurückbleibt, der hallt nach, lässt nachdenken und erst nach einiger Zeit begreift man den vollen Umfang, die volle Tragödie, das volle Leid.
Und die Erkenntnis, dass Schuld, wenn auch nicht von anderen auferlegt, einen selbst nie loslässt.

Für mich eine absolute Leseempfehlung!