Rezension

Wieder einmal voll überzeugt

Die geliehene Schuld - Claire Winter

Die geliehene Schuld
von Claire Winter

Schon die ersten beiden Romane von Claire Winter haben mir sehr gut gefallen, sodass ich immer die Augen aufhalte, wann wohl etwas Neues von ihr erscheint.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei es zwei Zeitstränge gibt, die nur wenige Monate auseinander liegen und sich im Verlauf immer weiter annähern, wobei das Gesamtbild im Verlauf immer deutlicher wird.

Durch die unterschiedlichen Protagonisten schafft Claire Winter es, verschiedene Sichtweisen auf die Nazizeit zu integrieren, die stellvertretend für die unterschiedlichen Einstellungen der Bevölkerung stehen: Vera, die die Geschehnisse einfach nur vergessen will; Marie, die noch sehr jung war und vor der vieles verheimlicht wurde; Maries Familie, die die Augen vor den begangenene Gräueln verschließt; Erik und Lina, die ihre gesamte Familie in den KZs verloren haben und sehr unterschiedlich damit umgehen; Hüttner, überzeugter Nazi, der versucht, ungeschoren aus allem herauszukommen, etc.

Die Protagonisten sind sehr lebensecht und die Autorin versetzt den Leser komplett in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Entstehung der neuen Verfassung mit eingeflochten wurde.

Der Lesefluss ist sehr gut, in jeder Perspektive geht man beim Lesen voll auf und es ist immer eine gewissen Spannung vorhanden, gibt es doch noch viele Rätsel zu lösen.

Wenn man am Ende der Geschichte dann liest, dass der eigentlich unglaublichste Teil des ganzen Geschehens tatsächlich nicht erdacht, sondern so geschehen ist, fällt es schon schwer, den Glauben an die Menschheit und Menschlichkeit nicht zu verlieren.

"Die geliehene Schuld" ist ein Roman, der anhand sehr bildhafter Charaktere einen Querschnitt aus dem Leben im Nachkriegsdeutschland vermittelt, dies eingepackt in eine Handlung, die den Leser mitreißt und miträtseln lässt.