Rezension

Wien um die Jahrhundertwende

Bilder des Bösen - Britta Hasler

Bilder des Bösen
von Britta Hasler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Julius war für einen Moment sprachlos, als er die ordinäre Fotografie sah.

Wien um die Jahrhundertwende. Es ist die Zeit der bitteren Armut, der Psychoanalyse und Prostitution.
Julius, der zusammen mit seinem Freund, dem ehemaligen Polizisten Lischka, eine Detektei betreibt, haben die Schatten der Vergangenheit nie losgelassen. Die Welt in die Luise von Schattenbach ihm einen kurzen Einblick gewährt hat, kann er nicht vergessen und er sucht sein bisschen Seelenheil immer öfter bei einer Prostituierten.
Und auch die kleine Detektei hält sich in diesen Zeiten allein durch betrogene Ehefrauen mehr Schlecht als Recht über Wasser.
Doch dann bittet die Polizei, in Gestalt ihres alten Bekannten Tscherba, um Unterstützung bei der Suche nach einem brutalen Serienmörder, der es auf Prostituierte abgesehen hat.
Sind Julius und Lischka dem gewachsen?

Manchmal dachte ich wirklich: nein; aber das macht die zwei ja nur umso menschlicher und sympathischer.

Britta Hasler legt mit ihrer Fortsetzung von "Das Sterben der Bilder" einen weiteren sehr gut recherchierten und die Atmosphäre der damaligen Zeit großartig einfangenden historischen Krimi hin.
 
Der aber, und das muss man dazusagen, eindeutigere SM-Erotikszenen enthält, als nach dem Ende des ersten Teils zu erwarten war. Aber sie gehören zur Geschichte von Luisa und haben mich beim Lesen nicht gestört.
Im Gegenteil, sie passen nicht nur in die Zeit, sie unterstützen auch die ganze düstere, teilweise beklemmende Atmosphäre, die mir, wie auch schon im ersten Teil, wahnsinnig gut gefällt. Man kann sich hineinversetzen in die jungen Frauen und Kinder und irgendwann nicht nur ihre Motivation nachvollziehen, sondern auch ihre Gefühle.

Die verschiedenen Charaktere sind toll ausgearbeitet und rundum gelungen.
Und auch der Schreibstil ist sehr flüssig, elegant und zieht einen durch die Geschichte. Vor allem da der Spannungsbogen, aufgrund unterschiedlicher Handlungsstränge, immer wieder enorm in die Höhe schiesst und bis zum Showdown fast keine Verschnaufpause zulässt.

Fazit: Atmosphärisch dichter Krimi aus dem alten Wien, mit starken Geschichten und eindeutigen Erotik-Elementen. Ich würde mich über weitere Bücher mit Julius, Lischka und natürlich Luise freuen.