Rezension

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Wieviel kann ein Mensch ertragen?

Hiob - Joseph Roth

Hiob
von Joseph Roth

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mendel Singer ist Jude; er lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland und er wird oft im Leben wie Hiob von seinem Gott geprüft. Er trägt diese Prüfungen mal mehr, mal weniger gut und immer, wenn er denkt, daß es aufwärts geht, schlägt das Schicksal wieder unbarmherzig zu. Man kann schon Mitleid bekommen. Aber am Ende des Buches, vermutlich Mitte der 1920er Jahre, wird er doch von Gott und seinem Schicksal belohnt. Bis dahin verliert er zwei Söhne und seine Frau, seine Tochter wird in eine Anstalt eingewiesen.

Das hört sich alles sehr deprimierend an, aber es ist kein trauriges Buch; die Hoffnung steht über allem. Was mich aber vor allem fasziniert hat, ist die Sprache des Romans. Ich muss zugeben, sie ist nicht immer ganz einfach, aber von einer Kraft, die mich als Leser mitgerissen hat. Stefan Zweig sagt zum Roman: "An Geschlossenheit des Aufbaus, an Tiefe der Empfindung, an Reinheit, an Musikalität der Sprache kaum zu übertreffen." Das sagt einfach alles und ich kann das nur unterstreichen.

Der Roman ist nichts zum Zwischendurchlesen...man muss eintauchen in eine ganz andere Welt und Seite um Seite erfüllt sich der Zauber der Geschichte...und die ist nicht nur für religiöse Menschen geeignet.

Von mir eine ganz klare Leseempfehlung und noch ein Zitat zum Schluß, das die Wirkung des Romans sehr gut beschreibt: "Wer sich von dem Buch rühren läßt, darf das mit gutem Gewissen tun, was ihn gepackt hat, war die legitime Wirkung reiner, großer Kunst."