Rezension

Wieviel Menschsein verträgt ein Engel?

Halo - Alexandra Adornetto

Halo
von Alexandra Adornetto

Bewertet mit 4 Sternen

Als der Engel Bethany und ihre Geschwister Ivy und Gabriel in das verschlafene Küstenstädtchen Venus Cove kommen, steht ihre Mission fest. Als jüngste und unerfahrenste der drei Engel muss sich Beth aber erst an das Leben unter den Menschen gewöhnen. Bald schon freundet sie sich mit ihren Mitschülern an und trifft auf den attraktiven Xavier, in den sie sich entgegen ihrer himmlischen Bestimmung unsterblich verliebt. Doch schon bald ist es mit der Beschaulichkeit vorbei, als das Böse auftaucht und sich an Bethany hängt.

Schon im Voraus sollte man wissen, dass dieses Buch mehr Liebesgeschichte ist als ein reiner Jugend Fantasy Roman. Im ersten Band dieser Trilogie geht es größtenteils um die Beziehung zwischen Beth und Xavier, es wird erklärt, wo sie her kommt und wie sie sich in ihrer neuen Umgebung einlebt. Dabei geht es sehr romantisch zu und ich würde behaupten, dass Leute, die Kitsch nicht mögen, lieber die Finger von dieser Reihe lassen sollten, auch wenn ich persönlich die Geschichte nicht zu kitschig fand, was wohl daran liegt, dass ich solche Arten von Geschichten mag. Natürlich wird es schon allein durch das Erscheinen der Engel (auch wenn ich selbst glaube, dass es diese wahrhaftig gibt) fantastisch, aber das Böse in Gestalt des charismatischen Jake Thorn taucht erst ziemlich spät auf. Dabei verläuft die Handlung größtenteils eher ruhig. Man merkt also, dass es sich hier um einen ersten Band handelt, der wohl in das große Ganze einführen soll. Der Cliffhanger am Ende macht genau das auch noch einmal deutlich.

 

Auffällig ist der sehr schöne, recht einfach gehaltene Schreibstil der Autorin. Trotz der über 500 Seiten ließ sich das Buch ruck zuck durchlesen und wurde trotz des ruhigen Handlungsverlaufs nicht langweilig. Was mir auch sehr gefallen hat war, dass die Protagonistin dieses Mal der Engel ist und nicht anders herum, wie in so vielen anderen Engelsgeschichten.

Womit wir zu den Charakteren kommen. Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass ich die Charaktere sehr mochte, egal ob Bethany, Xavier, Molly, Gabriel oder oder oder. Aber, und das war mein größtes Problem mit diesem Buch, waren die Engel für mich keine Engel, so wie ich sie mir vorgestellt hätte. Nicht nur Beth ist sehr menschlich, sondern auch Gabriel und Ivy haben Züge, die ich nicht verstehen konnte. Wo ist die Demut, wo das reine und weltabgewandte Leben? Das große Haus, die Art sich zu kleiden und so manche Ausdrucksweise konnte ich nicht mit dem Engelsein vereinbaren. Auch, dass gerade die Protagonistin seitenlang überhaupt nicht kapiert, wer Jake ist, obwohl Engel doch gerade wegen dem Bösen in Venus Cove sind, konnte ich nicht verstehen.

Ansonsten mochte ich sie aber wie gesagt sehr. Ihre Entwicklung fand ich gut geschrieben und auch ihre süße, etwas kindlich naive Art fand ich realistisch. Xavier habe ich bis auf eine Kleinigkeit geliebt. Wer wünscht sich nicht auch so einen liebevollen, verständnisvollen Freund?! Beths Freundin Molly ist ein typischer Teenager, den ich sehr gut geschrieben fand und auch Gabriel und Ivy, vor allem Ivys liebe Art mochte ich. Jake hingegen ist ein Gegenspieler, der sehr gut gewirkt hat. Den irritierenden Charme, der von seinem wirklichen Wesen ablenkt, ist grandios. Genauso stelle ich mir das Böse vor; ein Wolf im Schafspelz.

Alles in Allem bin ich wirklich positiv von diesem Jugendroman überrascht worden. Entgegen meiner Erwartung, nachdem ich nicht wirklich viel Gutes von dem Buch gehört hatte, fällt meine eigene Meinung sehr gut aus, auch wenn es so ein paar kleine Dinge gibt, die mir negativ aufgefallen sind.