Rezension

William the Conquerer und seine Zeit - gelungen nahe gebracht

Das zweite Königreich - Rebecca Gablé

Das zweite Königreich
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 5 Sternen

1064: Der 14jährige Caedmon of Helmsby wird mit Harold Godwinson als Übersetzer an den Hof des normannischen Herzogs William gesandt, zwei Jahre später kehrt er mit Williams Eroberungsheer zurück und nimmt bald eine zentrale Stellung an dessen Hof ein.

1066, William the Conquerer, seit dem Schulunterricht ist mir das ein Begriff und ich freute mich darauf, einen Roman über diese Zeit, zu lesen. Rebecca Gablé hat, wie von ihr gewohnt, das Leben ihrer fiktiven Protagonisten, mit dem der realen historischen Persönlichkeiten und den geschichtlichen Geschehnissen gekonnt verwoben, als Leser erfährt man so eine Menge über die damalige Zeit, nicht nur, wie die Menschen gelebt haben, auch über Kulturelles und Politisches (mir persönlich hat z. B. die Einbeziehung der Entstehung des Teppichs von Bayeux sehr gut gefallen).

Wir begleiten Caedmon über mehr als zwanzig Jahre, sein Leben steht im Mittelpunkt, nur kurz wird die Perspektive gewechselt und seine Schwester Hyld tritt ins Zentrum des Geschehens. Caedmon ist einem schnell sympathisch, man leidet, ärgert, zittert und freut sich mit ihm. Ich finde auch alle anderen Charaktere sehr gelungen, die Autorin zeichnet sie vielschichtig, mit Schwächen und Stärken, ohne dabei die historischen Überlieferungen außer Acht zu lassen.

Erzählt wird sehr ausführlich, ich mag das sehr, auf Grund des großen Zeitraumes gibt es allerdings mehrere Zeitsprünge. Gleichzeitig erlebt man hautnah und sehr lebendig Geschichte.Die Autorin versteht es gut, jeweils die Beweggründe beider Seiten (König – Volk, Normannen – Angelsachsen, König – Verräter usw.) verständlich darzustellen und Emotionen wie Sympathie, Respekt aber auch Entsetzen beim Leser hervorzurufen. So wird man als Leser nicht nur in die Geschichte hineingezogen, sondern setzt sich auch mit ihr (im doppelten Sinne) auseinander. Ich wurde auch wieder angeregt, selbst zu recherchieren. Auch die Nachbemerkung der Autorin ist in diesem Zusammenhang sehr interessant.

Neben der Nachbemerkung gibt es noch eine sehr nützliche Karte und ein Personenregister, in dem die historischen Persönlichkeiten besonders gekennzeichnet sind, allerdings fehlen – wohl aus Spoilergründen – einige fiktive Charaktere, z. B. solche, die erst im Verlauf der Handlung geboren werden.

In Rebecca Gablés Romanen fühle ich mich immer schnell zu Hause, die Charaktere werden sehr vertraut, man meint sie wirklich zu kennen. Umso trauriger ist man, wenn der Roman beendet ist und man sich verabschieden muss. Auch diesen habe ich sehr genossen und wenn ich zukünftig „William the Conquerer“ höre, werde ich an Helmsby denken.

Von mir erhält der Roman eine absolute Leseempfehlung.