Rezension

WILLKOMMEN IM IRRENHAUS!

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen - Petra Hülsmann

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
von Petra Hülsmann

WILLKOMMEN IM IRRENHAUS!

„Ich will da einfach nur wieder weg. Mir ist das alles viel zu schwierig.“ (Annika)

„Tja, nu. Wenn’s einfach wär, würd’s ja auch jeder machen. Und du kommst mir nich vor wie eine, die schnell aufgibt.“ (Knut)

Der lebenserfahrene Hamburger Taxifahrer Knut schätzt die Lage gut ein – Annika Paulsen ist zwar in einer äußerst verzweifelten Situation, gibt aber allen Widrigkeiten zum Trotz nicht auf. Ihre Versetzung vom elitären Werther-Gymnasium in eine berüchtigte und gefürchtete Stadtteilschule in Ellerbrook wirft sie kurzfristig aus der Bahn. Das bislang ruhige und gemütliche Leben der jungen Lehrerin entwickelt sich zu einem äußerst stressigen Dasein, als sie an ihrem neuen Arbeitsplatz mit Erpressung, Verhaltensauffälligkeiten, Schlägereien, häuslicher Gewalt und Mobbing konfrontiert wird. Nachdem sie aus zweifelhaften Motiven beschließt, im Zuge des „Projekts Ellerbrook“ eine Musical-AG zu gründen, stehen Lehrer und Schüler nach kurzer Überzeugungsarbeit sogar geschlossen hinter ihr. Eine längst fällige Konfrontation mit ihrer großen Jugendliebe, ein wertvoller inniger Freundeskreis, eine eingeschworene Wohn- und Nachbarsgemeinschaft und etliche Turbulenzen halten nicht nur die Protagonistin dieses Buches, sondern vielmehr auch dessen Leserschaft auf Trab.

Petra Hülsmann hat mir mit ihrer aktuellen Neuerscheinung eine in locker-leichtem Schreibstil verfasste Geschichte, gespickt mit teilweise derber Jugendsprache im Hamburger Dialekt und einer riesengroßen Portion Humor beschert. Die Autorin versteht die Kunst, gewichtige Themen anzusprechen, ihre Leser dabei jedoch zu unterhalten und zugleich auch auf emotionaler Ebene zu berühren. Unglaublich viele Passagen dieses Buches brachten mich zum Schmunzeln, chaotische und teilweise beinahe schon als „schräg“ zu bezeichnende Handlungen der Protagonistin sowie deren Gefühls- und Gedankenleben trieben mich manchmal beinahe zur Verzweiflung, und ganz bestimmte Inhalte dieses Buches rührten mich zu Tränen. Petra Hülsmann zeichnet ein ziemlich gutes Bild der heutigen Jugend und ihrer Probleme, schildert schwere häusliche Situationen und scheut auch vor Konflikten ihrer handelnden Figuren nicht zurück. Durch ihren einnehmenden Schreibstil hat sie es geschafft, mich von diesem Roman vollends zu überzeugen und verschaffte mir einige höchst anregende Lesestunden. Die Hamburger Dialektsprache hat mich als Österreicherin zugegebenermaßen ein wenig gefordert, im Verlauf der Seiten gewöhnte ich mich jedoch rasch daran.

Die vielen verschiedenen Charaktere dieses Buches waren für mich sehr glaubwürdig dargestellt, und nach der letzten Seite verspürte ich sogar ein leichtes Bedauern, mich von Annika, ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Nele, den beiden netten „Jungs“ und Wohnungsnachbarn Kai und Sebastian, dem nachdenklichen Kopfmenschen Tristan, der Lehrergemeinschaft und natürlich von den Schülern der Astrid-Lindgren-Schule zu verabschieden. Als meine liebste Nebenfigur möchte ich den Hamburger Taxifahrer Knut anführen, den ich als ganz besonderen Sympathieträger betrachtete… von ihm hätte ich gerne noch mehr gelesen.

Fazit: „Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen“ war mein erstes, aber mit Sicherheit nicht mein letztes Buch dieser Autorin. Dieser turbulente, aufregende, witzige Roman und seine chaotische Protagonistin mit dem riesengroßen Herzen haben mich ausgezeichnet unterhalten!

 

 

Kommentare

lex kommentierte am 12. Juni 2018 um 09:30

:-)

lex kommentierte am 12. Juni 2018 um 09:30

Knut kommt in jedem Buch der Autorin vor. In "Glück ist, wenn man trotzdem liebt" hat er einen längeren Auftritt... Es ist ein "Running Gag" der Autorin, ihre Protagonisten immer wieder in ihren Folgebüchern einzubauen, so dass der Leser erfährt, wie es mit ihnen weitergegangen ist.

Schöne Rezension! Ich möchte das Buch auch unbedingt noch lesen...