Rezension

Wintergäste

Wintergäste - Sybil Volks

Wintergäste
von Sybil Volks

~~All das schwindelerregende Kommen und Gehen in unserer Familie begann mit einem angekündigten Tod und einem unangekündigten Sturm. Mond und Flut, Schnee und Sturm, Bruder und Schwestern, Geliebte und ungeborene Kinder trafen ohne Vorwarnung aufeinander. Über Nacht verwandelte sich unser Haus in eine Insel im Eismeer und unsere nichtsahnende Sippe in eine Gemeinschaft Schiffbrüchiger.“

Inhalt (übernommen)
Als die Nachricht von Inge Boysens Tod sie erreicht, machen sich Kinder und Kindeskinder auf den Weg ins Elternhaus auf der kleinen Nordseeinsel. Dort angekommen, erfahren sie, dass die Totgesagte noch lebt – die Schwiegertochter hat voreilig Alarm ausgelöst. Doch immer, wenn einer wieder abreisen will, kommt etwas dazwischen, und schon bald schneidet ein Schneesturm Haus und Bewohner von der Außenwelt ab. In der Nacht zu Silvester spitzt sich die Lage zu. Strommasten brechen zusammen, Heizung und Licht fallen ebenso aus wie Telefon, Handy und Internet. Auch zwischen den Bewohnern von Haus Tide kommt es zu mancher Kurzschlusshandlung. Während die einen an Entzugserscheinungen leiden, blühen andere erst auf in der Isolation. Sie alle verändern sich in diesen Inseltagen und mit ihnen ihre Träume und Ziele.

Charaktere
Die Hauptprotagonisten spielen die vier Geschwister Enno, Gesa, Boy und Birte, die unterschiedlicher nicht sein können: Enno der ewig Vernünftige und Älteste der Vier, der sich für alle verantwortlich fühlt. Gesa, die erfolgreiche Gynäkologin, die ein Kind von ihrem Geliebten Matteo erwartet. Boy, der Wildfang, der sich von Niemanden was sagen lässt und seine Träume lebt. Und zuletzt Birte, die auf der Suche nach sich selber ist.
Toll ergänzt werden die Charaktere durch Kerrin, Enno´s Frau, die Haus und Familie zusammenhält und Jochen, Gesa´s Mann, der nichts weiter will, als seine Frau zurückzugewinnen. Toll fand ich auch Inka, die adoptierte Tochter von Enno und Kerrin: Eine pubertierende Jugendliche, die endlich erwachsen werden will.
Inge – die Mutter der Vieren und „von den Toten auferwacht“, spürt, dass ihr Tod doch näher ist, als sie möchte und will noch ihren letzten Willen und ihr Erbe klären.

Schreibstil
Sybil Volks überzeugte mit einem flüssig zu lesenden Schreibstil, der auf einer bildhafte Sprache basiert. Leider waren mir die Bilder und Vergleiche manchmal zu bildhaft.
Toll fand ich allerdings, dass es nicht den einen Hauptcharakter gab, der in Ich-Form erzählt hat, sondern dass man abwechselnd den Gedankengängen der vier Geschwister, sowie deren Ehepartnern und Inka folgen konnte. So wurde auch ab und zu die gleiche Szene aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt und die Erzählstränge haben gut ineinander gegriffen. Leider sind aber für mich am Schluss zwei kleine Fragen offen geblieben, auf die ich gerne eine Antwort gehabt hätte.

Fazit
„Wintergäste“ ist ein Roman, der die verschiedenen Facetten einer ganz normalen Familie mit deren Problemen beschreibt. Jedes Familienmitglied ist ein Individuum und wenn man sich die Mühe macht, den anderen verstehen zu wollen beziehungsweise mehr miteinander reden würde, stellt sich der Zusammenhalt wieder ganz von allein ein.