Rezension

Wintersong (Bd.1) von S. Jae-Jones

Wintersong - S. Jae-Jones

Wintersong
von S. Jae-Jones

Klappentext:

An jenem Tag, an dem das alte Jahr stirbt und die Grenze zwischen den Reichen der Kobolde und der Menschen verwischt, wandelt der Erlkönig durch die Welt der Sterblichen, auf der Suche nach einer Braut. Diese muss ihm in sein Reich unter der Erde folgen, den König ehelichen und sterben - denn nur durch ihren Tod wird die Wiedergeburt des neuen Jahres gewährleistet.

Seit ihrer Kindheit kennt die 18-jährige Liesl die Sage um den unheimlichen, faszinierenden Erlkönig. Als ein mysteriöser Fremder auftaucht und Liesls Schwester entführt, weiß Liesl: Nur sie kann ihre Schwester noch aus den Fängen des Erlkönigs befreien, indem sie ihm in sein Reich folgt und ihn anstelle ihrer Schwester selbst heiratet. Doch wer ist dieser geheimnisvolle Mann? Während Liesl noch versucht, ihre Gefühle zu verstehen, arbeiten die alten Gesetze der Unterwelt bereits gegen sie ...

Eindruck:

In „Wintersong“ entführt die Autorin in eine längst vergangene Zeit, in der Aberglaube und Geisterfurcht die Menschen Bayerns fest in ihrem Griff haben. Auch Liesls Großmutter glaubt an die alten Mythengestalten und hat ihren Enkeln Geschichten vom Erlkönig, dem Herrn der Unterwelt erzählt. Vor allem Liesl hat eine ganz besondere Beziehung zum Koboldkönig, denn er war ihr in der Kindheit ein treuer Spielgefährte und Wegbegleiter. Doch das Erwachsenwerden hat die unbeschwerten Stunden ihrer Jugend langsam in Vergessenheit geraten lassen.

S. Jae-Jones erzählt eine zauberhafte Geschichte, die ihre Magie nicht auf den ersten Blick offenbart, sondern sich Seite für Seite weiter entfaltet. Ein düsteres Märchen, das von Elisabeths Begegnungen mit dem Erlkönig erzählt. Melancholisch, tragend, voller Tragik und herzzerreißender Romantik. Atmosphärisch gelungen und authentisch entführt uns die Autorin in das Reich unter der Erde, das den Kobolden gehört und wo Liesl allerhand wunderlichen Gestalten begegnet. Die Unterwelt präsentiert sich detailreich, faszinierend und schon bald entwickelt die Handlung einen ganz eigenen Sog, der mich vollkommen gefangengenommen hat. Ein fantastischer Strudel aus Emotionen und Musik.

Liesl und der Koboldkönig mit seiner vielschichtigen Persönlichkeit haben mir sehr gut gefallen. Sie umspielen sich, suchen nach einer gemeinsamen Melodie und erleben eine tragische Liebesgeschichte. Besonders das Ende des ersten Bandes sorgt für Herzschmerz und legt bereits den Grundstein für die Handlung des kommenden Buchs. Immer wieder spielen auch die Musik und die Emotionen, die sie in sich trägt, eine zentrale Rolle. Durch ihre Kompositionen ist Liesl mit ihrer Familie, aber auch dem Erlkönig verbunden. S. Jae-Jones führt mit sehr bildlicher Sprache durch den Roman, die oftmals etwas altertümlich anmutet und perfekt zum zeitlichen Rahmen der Erzählung passt.

Obwohl „Wintersong“ ohne viel Action und Spannung auskommt, hat mich Liesls Geschichte doch völlig gefesselt. Eine ruhige, melancholische Grundstimmung, bei der auch die Musik immer wieder ihrer wichtigen Rolle gerecht wird. Für unmusikalische Menschen wie mich hat die Autorin im hinteren Teil des Romans ein Glossar mit den wichtigsten musikalischen Fachbegriffen beigefügt, doch auch ohne eine exakte Definition sind die fremden Begriffe für den Lesefluss nicht hinderlich.

„Wintersong“ bietet eine authentische, märchenhafte Erzählung über eine junge Frau und ihre Liebe zum Erlkönig. Harmonisch erzählt, ohne besonders hohes Tempo mit der Musik als zentrales wiederkehrendes Thema. Insgesamt absolut stimmig und packend. Ich freue mich schon sehr auf den kommenden Band und drücke Liesl schon jetzt ganz fest die Daumen für ihr Happy End!

Bewertung: 4,5 von 5 Sternen
Lisa von Prettytigers Bücherregal