Rezension

Wir backen uns heute einen Bestseller.

HELIX - Sie werden uns ersetzen - Marc Elsberg

HELIX - Sie werden uns ersetzen
von Marc Elsberg

Bewertet mit 2.5 Sternen

Dazu nehme man ein brisantes Thema (vielleicht Gentechnik), streue ein paar Fachbegriffe in den Text (dem Namedropping nicht unähnlich, macht die Masse vertrauenswürdiger und klingt nach Kompetenz) und verfeinere das ganze noch mit einer gefühlskalten Liebesgeschichte. Alles gut mischen und, ganz wichtig, in kurze Kapitel aufteilen (überfordert den Konsumenten nicht so) und dann bei guten 646 Seiten den Leser schmoren lassen. Gegen Ende drehen wir ein wenig an der Actionschraube und hoffen, dass alles gut verdaut wird, dass die Erleichterung über den Schluss uns vergessen lässt, dass manches wirklich so offensichtlich war, dass man es hätte locker selbst zuende schreiben können.
Marc Elsberg hat ja schon angeblich zwei gute Romane geschrieben, die ich aber hier nicht vergleichen kann, weil ich sie nicht gelesen habe. Glaubt man ein paar Rezensenten, hat er damit aber seine Leser überzeugt und sogar eine Fangemeinde begründet. Aber ich kenne das, hängt man erst einmal am Haken, ist die Kritikerseele schon im offenen Meer verschwunden.

Deshalb möchte ich hier auch zugute halten, dass das Buch doch recht spannend war und meinen Geist wenigstens durch die häufig wechselnden Handlungsorte auf Trab halten konnte. Fans von Martial Arts und Alles-ist-möglich-Gläubige kommen mit ein paar neu gezüchteten Supermenschen auch auf ihre Kosten. Mir persönlich hätte das Superfood und die Superziegen völlig gereicht und hätten schon genug Stoff für Konzernkriminalität und Wirtschaftpolitik abgegeben, aber so musste die Story dann doch in einem Blutbad und viel Zerstörungswut enden.

Der Schreibstil ähnelte eher einem Filmdrehbuch (vielleicht beabsichtigt?), die Protagonisten waren sehr oberflächlich (Handlungsspielraum für die Rollenbesetzung?), und die Handlung war vorherseh-, aber nicht nachvollziehbar. Klingt komisch, ist aber so. Dem Buch hätte mehr Reifezeit und Raffinesse gutgetan. Aber wer bin ich, dass ich sowas sagen darf!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 22. März 2018 um 18:21

Eine sehr gute Beobachterin. Mir hats auch nicht sonderlich gefallen, ich habs aber auch eher quergelesen, was ja auch schon was aussagt.