Rezension

Wir haben uns schwer getan miteinander

Fiona: Als ich tot war - Harry Bingham

Fiona: Als ich tot war
von Harry Bingham

Das lag zum einen an Fiona als Person: Sie ist beileibe kein einfacher Charakter und das nicht nur für ihr Umfeld, sondern auch für den Leser. So richtig weiß Fiona nämlich gar nicht, wer sie ist, nur, dass sie nicht so ist wie andere. Deshalb bekommt sie im Laufe der Handlung auch Probleme sich selbst von ihrer Undercover-Identität abzugrenzen bzw. fühlt sich im Leben der Fiona Grey am Ende wohler, als in ihrem eigenen.

Fionas Problem rühren vom Cotard-Syndrom her, einer sehr seltenen aber dennoch real existierenden Krankheit, bei der sich der Patient im Extremfall selbst für tot hält. Auch Fiona hat in ihrer Vergangenheit eine Zeit in der Psychiatrie verbracht. Sie weiß - meistens zumindest - dass sie lebt, aber was sie wie, wo und warum fühlt und warum Menschen so agieren, wie sie es tun - das ist oft genug ein Rätsel für sie. Dass macht ihren sowieso eigenwilligen Charakter auch mitunter so anstrengend, dass man das Buch zwischendurch beiseite legen muss.

Das andere, weshalb ich mit "Fiona - Als ich tot war" so meine Schwierigkeiten hatte, war die Handlung. Im Grunde geht es um einen Fall, der ungeahnte Dimensionen annimmt und so das ganz Buch einnimmt. Das ist nicht schlimm. Aber streckenweise wird die Handlung dann sehr langatmig. An anderen Stellen wiederum ist es mitreißend und spannend. Möglicherweise hätte eine Straffung der Ermittlungen oder etwas weniger Detailverliebtheit die Langatmigkeit nehmen können.

Dennoch kann ich nicht sagen, dass mir das Buch nicht gefallen hätte: Fiona ist schon etwas Besonderes und auch die anderen Charaktere und die Handlung sind gar nicht übel, aber an der Langatmigkeit, die zwischendurch aufkommt, hätte man etwas ändern sollen.