Rezension

Wir werden dir nichts tun. Oder doch?

Layers
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

Cover
Das Taschenbuch ist sehr stabil, aufgrund mehrerer Lagen, die sich ausklappen lassen. Somit wird die Subline nochmal aufgegriffen. Die Wahrheit ist vielschichtig. Wie auch der Einband. Es entsteht die Illusion, als wenn man in einen kleinen Schacht schaut. Die Gestaltung an sich ist schlicht und passend gehalten, mit dem Titel "Layers", der Name der Schriftstellerin und abstrakten Hochhäusern.

 

Inhalt
Ein Mord und ein mysteriöses Werbegeschenk, dass Dorians Welt komplett auf den Kopf stellt, sorgen dafür das er sich jeden Tag aufs neue in einem unfreiwilligen Abenteuer befindet. Sein Leben ist jedoch vorher bereits aus den Fugen geraten. Er lebt aufgrund seines gewalttätigen Vaters auf der Straße und kämpft sich mit dem Grundsatz „Kein Diebstahl“ durch die Großstadt.
Dort gerät er in einen Konflikt mit einem etwas älteren Obdachlosen, der einen Tag später tod neben ihm liegt. Dorian erinnert sich an nichts. Hat er den Mord begannen? Zum Glück (?) bekommt er Hilfe von einem Mann und gelangt dadurch in eine Villa, die sich um junge Streuner kümmert. Dorian würde sich pudelwohl  fühlen, wenn da nicht der Tote von letzter Nacht in seinen Gedanken umherschwirren würde. Was war nur geschehen? Hat er oder hat er nicht? Aber da ist ja auch noch Stella, die ihn abzulenken weis.

Doch nach einer Zeit soll er keine Flyer mehr verteilen, um sich Kost und Logis zu verdienen, sondern Werbegeschenke überbringen. Von dann an läuft einiges schief und eine spannende Jagd auf Dorian beginnt.

 

Texteauszüge
„Sie lachte. >> Bisher ist noch keiner von denen, die sich hier versteckt haben, gefunden worden. Da wärst du wirklich der erste.“ (Stella zu Dorian)

„Du musst keine Angst haben. Wir werden dir nichts tun. Oder doch?“ (Layer, der für Dorian bestimmt ist)

 

Die Charaktere
Dorian ist der bodenständige Typ, der nichts verbotenes tun will und sich aus der gewalttätigen Umklammerung seines Vaters gelöst hat. Wie auch die anderen Villa-Bewohner, hat er einiges in seinem Leben durchgemacht und versucht damit umzugehen. Er bindet sich sehr früh an Stella und macht sie zu seinem Lebensinhalt. Dorian besitzt eine gewisse Stärke, die er für den Überlebenskampf braucht, dennoch ist er misstrauisch, was gelegentlich zu extrem wird und ihn hemmt.

Stella. Von Madame erfährt man nicht allzu viel. Sie hilft Dorian sich in der Villa einzugliedern und ist auch sonst immer an seiner Seite. Stella war mir von Anfang an sehr sympathisch und entpuppt sich schnell als Dorians Ruhepol.

Melvin ist ein sehr offener und selbstständiger Charakter und wird schnell zu Dorians Freund in der Villa.

Bornheim. Viel erfährt man über Bornheim nicht. Er ist ein Mann, der seine Zukunftsvisionen ehrgeizig vertritt und alles dafür tut, dass sie wahr werden. Die jugendlichen Rumtreiber sind Teil dieser Visionen. Man springt bei der Beurteilung von Bornheim zwischen „grausam“ und „nett“ hin und her.

 

Meine Meinung
Für mich war dieses Buch ein wahrer Page Turner. Die Schriftstellerin hält sich nicht lange mit der Vorgeschichte auf und befördert den Leser sehr schnell zum eigentlich Geschehen in der Villa. Ich empfand es als eine sehr nette Abwechslung zu Büchern, in denen die relativ uninteressante Vorgeschichte über die Hälfte des Buches einnimmt. Ursula Poznanski hält sich bei dieser Story nicht mit unnötigen Dingen auf.

Auch in der Villa wird man nicht mit unnützen Fakten beworfen. Alles geschieht in einem schönen Tempo mit der richtigen Anzahl an Informationen.

Ab der Stelle, wo die Werbegeschenk-Übergabe schief läuft hatte ich mit ein paar wenigen Abläufen meine Probleme. So war mir die darauf folgende Flucht zu eintönig. Aber mit jeder neuen Flucht wurde nach und nach mehr Klarheit ins Geschehen gebracht, wodurch der Turnus eher nebensächlich wird und das Buch weiterhin ein Page Turner bleibt.

Die Einsatzmöglichkeiten der Layers, fand ich sehr spannend. Definitiv ein Highlight des Buches. Was Dorian alles durchmachen musste, war schon angsteinflößend. Allerdings erschien Dorian mir zwischenzeitlich sehr naiv. Nachdem ihm schon gefühlte hundert Layers aufgelauert haben, will man doch meinen, dass er nicht mehr komplett in Panik gerät, wenn ein weiterer erscheint. (hier sei mal über die Layers nichts weiter gesagt, um das Spoilern zu vermeiden ;o))

Zum Ende hatte ich mir bereits meine Gedanken gemacht und war mir relativ früh im Klaren, das nicht alles so ist, wie es scheint. Somit war es nicht ganz so überraschend, wie gehofft. Die Aufklärung hat mir dennoch gut gefallen. Nur leider ist das Endgespräch (finale Klärung des Problems) ein bisschen zu kurz ausgefallen. Da hätte ich mir etwas mehr gewünscht.

Fazit
Das Buch ist absolut lesenswert und bekommt von mir eine ganz klare Empfehlung. Es hat zwischenzeitlich ein paar Schwächen, die die einen mehr stören, als andere. Ich habe sie zwar bemerkt, aber geflissentlich überlesen. Somit war das Buch bis zum Schluss fesselnd. Die nicht ganz ausgearbeitete Schlussklärung hätte besser sein können, dafür ziehe ich aber keinesfalls einen Punkt ab.