Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Wird den Erwartungen nicht gerecht

Atlantia - Ally Condie

Atlantia
von Ally Condie

Bewertet mit 2.5 Sternen

Meine Meinung:

Inhalt:

Dieser ist meiner Meinung nach sehr enttäuschend. Die Beschreibung und die Leseprobe haben mir sehr gefallen. Leider ist die Leseprobe nicht repräsentativ für das Buch. Gewöhnlich ist es so, dass der Anfang vielleicht noch etwas unscheinbar ist und sich die Spannung erst im Laufe der Geschichte aufbaut und auch die Storyline an Intensität zunimmt. Leider wirkt dieses Buch durchgehend so, als ob die Seiten noch dringend gefüllt werden mussten. Spannung ist etwas, was man in diesem Buch zwar suchen allerdings nicht finden kann. Die Interaktion der Charaktere wirkt zum überwiegenden Teil flach und lieblos. Eine wirkliche Handlung gibt es auf jeden Fall innerhalb der ersten 200 Seiten des Buches nicht. Es überwiegen eher Beschreibungen der Umwelt von Atlantia, welche in ihrer Ausführung allerdings durchaus gelungen sind. Die neue Welt „Atlantia“ an sich ist eine schöne Idee. Auch die Einzelheiten sind hier auffallend gut ausgearbeitet. Diese erstrecken sich jedoch über das gesamte Buch und dominieren beziehungsweise verdrängen sogar die Handlung, sie lassen ihr kaum Platz sich zu entwickeln. Ich kaufe mir jedoch kein Jugendbuch, um lediglich die ausführlichste Ausgestaltung einer Fantasiewelt zu lesen, welcher leider sowohl die Storyline als auch die Ausgestaltung der Charaktere weichen müssen.

Die zweite Hälfte des Buches hat mir besser gefallen. Das ein oder andere Ereignisse setzt dort ein und es kommt allmählich Bewegung in die Geschichte. Leider verliert sich diese auch wieder so schnell wie sie sich entwickelt hat. Im einen Moment denkt man, dass es endlich losgeht und die Charaktere anfangen richtig miteinander zu interagieren und auch die Geschichte in eine gute Richtung läuft und schon ist es auch schon wieder vorbei und alles fällt in den ursprünglichen Erzählrhythmus zurück. 

Ich finde es sehr schade diese Kritik abgeben zu müssen, weil ich die Autorin zum einen sehr schätze und mich zum anderen sehr auf dieses Buch gefreut habe. Letztlich war ich aber einfach nur glücklich, als ich es beenden konnte.

Sprache:

Diese ist nicht typisch für Ally Condie. Eigentlich mag ich ihre Bücher sehr, doch dieses Buch erscheint sprachlich ziemlich schwach. Mich konnten die Dialoge nicht richtig überzeugen. Diese haben nur wenig Substanz und sind selten tiefgründig. Die Gedanken und Gefühlswelt der Protagonistin ist in vielen Situationen nicht nachvollziehbar und relativ emotionslos (dazu mehr unter der Rubrik Charaktere). 

Die Beschreibung der Unterwasserwelt war allerdings gut. Auch die Idee dieser Welt im Allgemeinen gefällt mir, sogar sehr. Die Welt ist wirklich interessant gestaltet. An dieser Stelle bemerkt man auch wieder Condies Liebe zum Detail. Sie kann so eine Welt in der Art erschaffen, dass sie dreidimensional erscheint und genug ausgestaltet ist um real zu wirken. 

Die Umsetzung gerade in Form des Schreibstils kann mich jedoch nicht überzeugen. Die Lexik und Syntax sind sehr glanzlos und lieblos, sie sind nicht komplex genug. In meiner Erinnerung war das in Die Ankunft noch ganz anders. Der Schreibstil trägt leider nicht dazu bei die Geschichte lebendiger zu machen und etwaige Schwächen zu kaschieren. Im Gegenteil sie werden dem Leser umso deutlicher vor Augen geführt. 

Charaktere:

Auch die Charaktere hätte ich mir etwas aussagekräftiger gewünscht. Speziell die Protagonistin Rio macht innerhalb des ganzen Buches kaum eine emotionale Entwicklung durch. Sie erscheint zu Beginn schon relativ gelassen und kalt und das ändert sich leider bis zum Ende auch nur marginal. Durch den Weggang ihrer Schwester erscheint sie recht wenig emotional berührt. Natürlich ist sie getroffen und macht sich ihre Gedanken. Jedoch erschien es mir gegenüber die ganze Zeit so, als ob sie kaum in der Lage ist emphatisch zu denken geschweige denn selbst ein emotionales Empfinden zu entwickeln. Ich kann nicht mit diesem Charakter mitfühlen und zudem erscheint er nicht sonderlich sympathisch sondern extrem infantil und das, ohne jegliche positive Entwicklung im Laufe der gesamten Geschichte.

Bay ist eine Figur, die nur kurz ganz am Anfang und auf den letzten Seiten des Buches auftaucht und gar keine Tiefe erfährt. Sie ist nur eine Nebenfigur, spielt jedoch für die Handlungsmotivation von Rio eine übergeordnete Rolle.

Mit True kommt endlich der erste Charakter in die Geschichte, der mich überzeugen kann. Er ist auf Anhieb sympathisch und er wäre ein geeigneter Begleiter für Rio während ihres Vorhabens. Ich würde mir wünschen, dass sie ihn mehr einbindet und sich eine Freundschaft zwischen den beiden entwickeln würde. Aus meiner Sicht bestehen für diesen Schritt auch eindeutige Anzeichen ausgehend von True. Rio ist jedoch recht kaltherzig und lässt ihn nicht an sich ran. Sie möchte lieber alleine handeln. Das macht das ganze Potential, welches diese beiden Figuren zusammen haben könnten, irgendwie kaputt. Ich hätte mir ein bisschen mehr Dynamik zwischen diesen beiden Charakteren gewünscht. Auch bei fortschreitender Handlung und zunehmender Vertrautheit lässt die Autorin die Leser nicht an der Entwicklung einer jungen Liebe teilhaben. Diese „Liebe“ ist vielmehr von jetzt auf gleich einfach vorhanden ohne, dass man eine irgendwie geartete emotionale Nähe seitens der Protagonistin spürt. Diese Liebe hat sich nicht entwickelt, sie wurde den Charakteren auf diktiert. 

Fazit:

Diese Geschichte hatte wirklich Potential, allein auf Grund der gut entwickelten Fantasiewelt „Atlantia“. Diese konnte mich wirklich überzeugen. Leider leidet dieses Buch an der fehlenden Tiefe und Ausarbeitung der Charaktere speziell in der Darstellung von Dialogen und auf der Gefühlsebene, außerdem an einer zu schlichten Sprache, die selbst für ein Jugendbuch derart glanzlos ist, wie ich es relativ selten erlebt habe und letztlich ist auch kein Spannungsbogen zu verzeichnen, da sich jede Handlung auf einer einzigen neutralen Ebene abspielt, man hat niemals das Gefühl mit den Charakteren mitzufiebern.