Rezension

Wissenschaftsgeschichte subjektiv gefärbt

The Pluto Files - Neil deGrasse Tyson

The Pluto Files
von Neil Degrasse Tyson

Bewertet mit 4 Sternen

Neil deGrasse Tyson beschreibt in den Pluto Files die Entwicklungen in der Astronomie, die 2006 schließlich zur Neu-Definition des Begriffs Planet geführt haben (der ersten klaren Definition seit dem griechischen Planet = Wanderer). Nach dieser Definition gehörte Pluto dann nicht mehr zur Klasse der Planeten.

Schon um die Jahrtausendwende hatte sich Tyson bei der Entwicklung der Dauerausstellung des Hayden Planetariums in New York mit seinen Kollegen dafür entschieden, die Planeten nicht mehr als neunköpfige Familie, sondern klassifiziert nach Struktur darzustellen - vier erdähnliche, vier Gasriesen - und Pluto ganz weit draußen. Ungefähr ein Jahr später führte das zu einem großen Medienecho in Amerika - und vielen entsetzten/enttäuschten Reaktionen der Öffentlichkeit (was man nur vor dem Hintergrund verstehen kann, dass Pluto der einzige "Planet" ist, der von einem Amerikaner in Amerika entdeckt wurde. Aus Tysons Sicht scheint das der Startschuss für die Diskussion um Plutos Planetenstatus gewesen zu sein - aber die Diskussion lag durch die Neuentdeckungen im Kuiper Belt in der (Wissenschafts-)Luft und hat ja die Geschichte nur wiederholt: auch Ceres war zunächst als Planet eingestuft worden, um dann recht schnell, zusammen mit vielen anderen Objekten, als Asteroid klassifiziert zu werden.

Man merkt dem Text an, dass Tyson zunächst sehr angegriffen wurde und sich bemüht, sich auf sachlicher Ebene zu verteidigen. Aber auch bei ihm schwingen die Emotionen mit, und manche Wiederholung hätte man bei objektiver Sicht wohl auch vermeiden können. Dennoch ein sehr lesenwerter Text, der die Entwicklung zur Neu-Klassifizierung und die amerikanische Rezeption sehr umfassend darstellt.