Rezension

Witz und Gesellschaftskritik kombiniert

Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 4 Sternen

Mörder Anders hat schon dreimal wegen Mordes gesessen. Doch damit ist jetzt Schluss. Er will sein Leben ändern und die Zukunft auf freiem Fuß verbringen. Ein neuer Job und neue Freunde müssen her. Die atheistische Pfarrerin Johanna, die aufgrund eben dieser Haltung selber arbeitslos geworden ist, wittert eine neue Geschäftsidee. Zusammen mit Per, dem Rezeptionisten des Hotels, in dem alle drei Zuflucht gefunden haben, gründen sie eine "Körperverletzungsagentur" mit Mörder Anders in der Hauptrolle. Alles könnte so schön sein, wenn Anders sich nicht plötzlich für Gott interessieren und sich von nun an weigern würde auch nur einer Fliege etwas zu Leide zu tun. Denn die Gangsterbosse der Stadt haben noch eine Rechnung mit ihm offen.

Diesmal hat Jonas Jonasson sich gleich drei Anti-Helden als Protagonisten gewählt. Obwohl mir keiner von ihnen besonders sympathisch war, empfand ich sie dennoch als authentisch. Meistens werden sie nicht mit ihren Namen betitelt, sondern lediglich mit "der Rezeptionist", "die Pfarrerin" und "Mörder-Anders". Dies hat eine zusätzliche Distanz, ja schon fast Kälte geschaffen. Ich kam nicht wirklich hinter die Emotionen und Beweggründe der Charaktere. Bei Rezeptionist und Pfarrerin war sicherlich die Geldgier das beherrschende Thema, während Anders einfach nicht besonders viel mit gekriegt hat. Dies lag vor allem an seinem wachsenden Alkoholkonsum, welcher auch seine einzige Sorge und sein einziges Ziel am Tag war. Er selber hat absolut keine Ahnung, was Geldfragen angeht und lässt sich dementsprechend nach Strich und Faden ausbeuten, ohne etwas zu bemerken. Grade wenn es um ihn geht, wirkt die Sprache oft roh und platt. Sein einziger Lösungsweg von Problemen sind und waren immer der Alkohol und die Gewalt . Dies spiegelt sich hier wieder.

Idee und Handlung sind äußerst verrückt und auch genauso umgesetzt. Das Trio taumelt von einer gefährlichen Situation in die nächste und hat dabei oft mehr Glück als Verstand. Meistens wissen sie gar nicht in welch brenzlicher Lage sie sich zur Zeit befinden – ganz im Gegenteil zum Leser. Dieser ist nämlich aufgrund des allwissenden Erzählers ständig auf dem neusten Stand. Toll dabei fand ich, dass man auch immer wieder über die Machenschaften der Gangsterbosse auf dem Laufenden gehalten wird. Spannend waren auch die kleinen Einschübe, die sich mit dem Leben des ein oder anderem Nebencharakters beschäftigt haben.

Langweilig wurde es im gesamten Buch nie, was unter anderem an dem bereits bekannten humorvollen und sarkastischen Schreibstil des Autoren liegt. Auch hier kombiniert er Witz und Gesellschaftskritik. Das große und zentrale Thema ist definitiv Profitgier, welches Jonas Jonasson wirklich gekonnt auf die Schippe nimmt.