Rezension

Witzig, geistreich... aber für mich zu viel des Guten

Die feine Nase der Lilli Steinbeck - Heinrich Steinfest

Die feine Nase der Lilli Steinbeck
von Heinrich Steinfest

Bewertet mit 2 Sternen

Kurzrezi, da leider abgebrochen...

Vor kurzem habe ich meine erste "Begegnung" mit dem österreichischen (Kult-)Autor Heinrich Steinfest gehabt. Dieser Autor hat einen wirklich prima Humor. Davon konnte ich mich vorab überzeugen, als ich einige Zitate bei einer Buchvorstellung dieses Buches unter die Nase gekommen sind und ich habe mir gedacht:  das will ich auch lesen ;-) Es handelt sich also um "Die feine Nase der Lilli Steinbeck". Hier ein paar dieser prima Zitate:

"Über den Verkehr in Athen soll hier nur gesagt werden, daß sich auch anderswo viel abspielt, etwa in Ameisenburgen und im Planktonbereich."

"Aber dieser Mann hier war wirklich das Höchste. Er schleppte sich die Straße hinunter, ein dickes, wässriges, quasi überschwemmtes Bein langsam vor das andere setzend, während seine Hände die Griffe seines Stützwagens fest umklammerten. Man meinte das Wasser in den Beinen zu hören, wie es beim Gehen gegen die Innenwände klatschte."

"Kallimachos jedoch fragte im Ton einer umgestürzten Häuserwand: »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee, mich mitzunehmen? Ich werde Sie behindern. Andauernd. Wir werden ständig zu spät kommen.«"

Jedes für sich finde ich großartig, witzig, einzigartig. Davon gibt es noch sehr viel mehr im Buch... und genau das ist der Punkt. Für mich persönlich ist es zu viel geistreich-witzige Fabulierkunst. Das geht sehr auf Kosten der eigentlichen Story und diese tritt mir dadurch viel zu sehr auf der Stelle. Nach einem guten Drittel bin ich gefühlt erst zwei Schritte in der Handlung voran gekommen. Ich habe mich sogar bei dem Gedanken ertappt, der Autor wolle sich hier nur profilieren. Und das hat mich irgendwann mehr gelangweilt als alles andere. Trotzdem gibt es durchaus auch Passagen, die mir sehr gut gefallen haben. Leider aber nicht viele, das nur am Rande... ;-)

Fazit: Dieser Kriminalroman (Inhaltsangabe siehe Buchseite) hat mich thematisch interessiert, weil ich die Idee recht spannend finde. Auch stilistisch bin ich aufgrund einiger Kostproben sehr neugierig an das Buch herangegangen. Aber aus den genannten Gründen hat es leider nicht mit uns geklappt. Dennoch weiß ich, dass viele Leser genau diesen Stil des Autors lieben und deshalb kann ich nur sagen: wenn Ihr neugierig geworden seid, probiert es aus! Es kann für Euch die Erleuchtung sein ;-)

Kommentare

wandagreen kommentierte am 29. November 2015 um 21:34

Diese signifikante Profilneurose Steinfests, die mir die Bücher des Autors verleidet, hast du mit deiner Analyse genau auf den Punkt gebracht. Leider sind - wohl - alle Bücher des Autors so. Man sollte ihm das mal sagen ... auf die Dauer sind solche Sätze unerträglich. Bei dem Grünen Rollo war das jedenfalls auch so und deshalb hat es mich bald gelangweilt.

Naibenak kommentierte am 30. November 2015 um 09:21

Schöne Bezeichnung der "Krankheit", Wanda ;-) Danke fürs nette Feedback! Ich hatte ja zwischendurch geglaubt, ich lese es zu Ende. Aber - wie geschrieben - es hat mich immer mehr gelangweilt und "Besserung" war nicht abzusehen... naja... irgendwo schade, aber man kann nicht alles mögen *lol*.

Steve Kaminski kommentierte am 06. Dezember 2015 um 13:16

Soso - da muss ich doch mal machtvoll dazwischenfahren :-) Nee, im Ernst - Steinfest-Krimis zeichnen sich nicht durch Thrillerspannung aus, das stimmt. Ansonsten mag ich seine skurrilen Bilder und empfinde sie anders als ihr. Ü-ber-ragend der "Allesforscher"! Nicht umsonst liest Nika auf meinem Profilbild in diesem Buch! :-) - Viele Grüße!

Naibenak kommentierte am 06. Dezember 2015 um 16:07

Hey Steve, wie schön, dass du als Vertreter der Fan-Gemeinde auch einen Kommentar hier gelassen hast ;-) Ich weiß ja, dass der Steinfest zum Teil extremst beliebt ist^^ Aber mit mir und ihm... das paßt leider nicht. Isso. Liebe Grüße zurück und schönen Advent dir!

wandagreen kommentierte am 06. Dezember 2015 um 17:52

Wenn der Herr Steinfest es nicht so übertreiben würde, wäre er erfrischend. Aber allzu viel ist ungesund, das war halt schon immer so, Stevie.