Rezension

Witzige Idee mit Schwächen in der Umsetzung

In der Liebe ist die Hölle los - Benne Schröder

In der Liebe ist die Hölle los
von Benne Schröder

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der romantische Fantasy-Roman „In der Liebe ist die Hölle los“ von Benne Schröder erfüllt über weite Strecken alle Erwartungen. Der Plot und der Schreibstil sind so witzig, wie die Grundidee des Klappentextes vermuten lässt, und die verschiedenen Figuren sind manchmal grandios absurd. Trotzdem konnte ich persönlich nie eine echte Bindung zur Hauptperson Catalea aufbauen, auch wenn mir ihre Liebesgeschichte mit Timur gefallen hat.

Von diesem witzigen Liebesroman hat man in den Sozialen Netzwerken in den letzten Monaten viel gehört und so konnte auch ich der Versuchung nicht widerstehen, es mir näher anzuschauen. Auch das Cover hat direkt meinen Geschmack getroffen, ein Hinweis, den ich normalerweise in Rezensionen nicht bringe, aber hier ist die Gestaltung in meinen Augen einfach herausragend.

Der Roman ist größtenteils aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Catalea Morgenstern geschrieben, welche die Tochter des Teufels ist und recht widerwillig in seiner Firma hilft. Die Hölle hat sich in diesem Universum der Moderne angepasst, so dass sie tatsächlich stark bürokratisch aufgebaut ist und eine unfassbare Menge an Regulierungen zu besitzen scheint. Zunächst verwirrend, dann aber zunehmend erheitern bekommt der Leser dafür Auszüge aus einem Hilfebuch für frisch Verstorbene zu lesen. Diese Abschnitte sind trocken und sachlich formuliert, gerade in der Präsentation diverser Statistiken und Umfragen bietet sich großartiges Potential für augenzwinkernden Humor.

Der Plot selbst erschien mir über weite Strecken ein wenig konstruiert und damit nicht immer logisch. Ein Mordfall, der Catalea in die Schuhe geschoben werden soll, setzt eine ganze Reihe von ungewöhnlichen Ereignissen in Gang, doch nie bekommt man den Eindruck, dass Catalea sich wirklich für den Toten oder den wahren Mörder zu interessieren scheint. Auftritt Timur, der für ihren Schutz zuständig ist, aber selbst Geheimnisse hat, die er lieber vor der Welt der Firma verschweigt. Catalea findet ihn gutaussehend, so tut man es als Leserin auch, und tatsächlich erschien er mir stets charismatisch, stringent und authentisch. Zwischen ihnen findet die Liebesgeschichte statt und vom ersten Treffen an versteht der Leser, was Catalea an ihm findet.

Umgekehrt kann ich leider selbiges nicht bestätigen. Was genau Timur in Catalea sieht, blieb mir bis zum Schluss verborgen. Das liegt in meinen Augen daran, dass der gewählte Stil – die Ich-Perspektive – genau das Gegenteil dessen zur Folge hat, was man erwarten würde: Statt sich tief in die Hauptperson einfühlen zu können, bleibt Catalea flach, erscheint jünger als angegeben und handelt häufig so deutlich im Sinne des Plots, dass einem schwindelig wird. Gewiss, sie stellt sich gerne quer und will ihre eigenen Entscheidungen treffen, während sie genauso häufig einfach dem zustimmt, was auch immer Timur oder andere Personen für sie geplant haben. Leider konnte ich darin nie eine einheitliche Linie erkennen, die auf einen Charakter schließen lassen würde, sondern lediglich eine Figur, die den Plot vorantreiben soll. Entsprechend konnte ich auch keine echte Charakterentwicklung bei ihr entdecken, auch wenn man zugestehen muss, dass sie sich zunehmend für das Schicksal einiger weniger anderer Figuren zu interessieren beginnt.

Die Welt, die Benne Schröder erschaffen hat, ist faszinierend, auch wenn wir in diesem ersten Band ganz offensichtlich nur an der Oberfläche kratzen. Genügend Details lassen ein Glöckchen in uns ringen, wenn wir uns an den Religionsunterricht oder andere Bibelstunden erinnern. Die grundsätzliche Idee ist innovativ und extrem lustig. Ich persönlich denke, dass ein wenig mehr Fokus auf die einzelnen Figuren und ihre Verbindung zum Universum der Geschichte gut tun würde, da man zumindest in diesem ersten Teil manchmal ein kleines Schleudertrauma davon trägt, so rasant und nicht immer logisch aufeinander aufbauend entwickelt sich der Plot.

*FAZIT*

Der romantische Fantasy-Roman „In der Liebe ist die Hölle los“ von Benne Schröder erfüllt über weite Strecken alle Erwartungen. Der Plot und der Schreibstil sind so witzig, wie die Grundidee des Klappentextes vermuten lässt, und die verschiedenen Figuren sind manchmal grandios absurd. Trotzdem konnte ich persönlich nie eine echte Bindung zur Hauptperson Catalea aufbauen, auch wenn mir ihre Liebesgeschichte mit Timur gefallen hat. Zu häufig hatte ich den Eindruck, dass die Figuren dem Plot dienen und dadurch Handlungen nicht mehr authentisch wirkten. Trotzdem hat mir die Lektüre viel Spaß bereitet und ich spreche gerne eine Kaufempfehlung auf.