Rezension

Wo bleibt die Magie?

Magisterium - Cassandra Clare, Holly Black

Magisterium
von Cassandra Clare Holly Black

Ich hatte das Glück bei der Lovelybooks Leserunde ein Vorableseexemplar von "Magisterium - Der Weg ins Labyrinth" zu bekommen! Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie groß die Freude darüber war! Ich hatte so große Lust auf Magie, eine tollen Freundschaft und ein noch spannenderes Abenteuer!

Kaum ist das Buch zu Hause angekommen, wurde es schnell ausgepackt und erst mal ordentlich bewundert! Goldener Buchschnitt, ein schwarzes Lesebändchen das sogar ein süßes "M" ziert. Perfekt, rein in das Lesevergnügen!

"Du musst dagegen ankämpfen, Call. Du darfst deine Magie nie wieder nutzen. Sonst verschleppen die Magier dich in ihre Tunnel."

"Liegt da diese Schule? Ist das Magisterium unterirdisch?", hatte Call gefragt.

"In der Erde vergraben, wo niemand es finden kann", hatte sein Vater verbissen geantwortet.

S. 20

Für den zwölfjährige Callum Hunt steht der Tag der Prüfung an. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen wird er auf magische Fähigkeiten im Auswahlverfahren des Magisteriums getestet. Vor genau diesem Tag hat sein Vater ihn schon immer gewarnt! Callums Mutter ist durch Magie gestorben, was dafür sorgte, dass Calls Vater der Magie für immer abgeschworen hat und auch seinen Sohn davor warnt. Deshalb beabsichtigt Callum die Tests zu sabotieren, was allerdings damit endet, dass er doch fürs Magisterium, der unterirdischen Schule für Zauberer, ausgewählt wird. Kann das gut enden?

Callum wird anfangs als kesser, stadtbekannter Unruhestifter dargestellt, was seinem Charakter auf den späteren Seiten komplett wiederspricht! Es stellt sich heraus das Call eher tollpatschig und schüchtern ist. Mit diesen Charakterzügen hätte ich noch sehr gut leben können. Aber Callum ist vor allem eins: wehleidig!Und das hat mich nicht nur sehr schnell angefangen zu nerven, es sorgte auch dafür, dass ich auf einmal hundert Sachen lieber machen wollte als zu erfahren, was Callum jetzt schon wieder schreckliches bevorstand! Vor allem sind es die widersprüchlichen Beschreibungen über und zu Callum die ihn unglaubwürdig machen. Anfangs wird beschrieben, wie sehr er sich doch wünscht mit den anderen Sport zu machen und das ihn die Aufsichtspersonen in der Schule davon abgehalten haben. Kaum bietet sich eine Gelegenheit jammert er wegen seinem Bein rum, statt es anzugehen. Und das ist nur eins vielen Beispiele die ich hier aufführen könnte. Vielleicht ist das dem Umstand verschuldet, dass hier zwei Autorinnen unterschiedliche Vorstellungen zu Call hatten. Meiner Meinung nach ist die Figur somit nicht ausgereift, wirkt zwiespältig und wurde mir dadurch auch unsymphatisch.

Ich vermute, das mir die Geschichte besser gefallen hätte, wäre sie nur von einer Person geschrieben worden! Saugen mich eben noch detallierte, phantasievolle Beschreibungen in einen unbekannte Welt, werd ich durch unschlüssige Behauptungen unsanft in die Gegenwart katapultiert.

Recht verwirrend sind anfangs auch die vielen Begriffe die den Leser an den Kopf geworfen werden, ohne das dieser etwas damit anfangen kann. Diese werden erst seitenweise später erklärt. Was wohl die Spannung aufbauen soll, hatte bei mir den Effekt nicht verfehlt. Klar stellt man sich die Frage, was es damit auf sich hat. Als allerdings die große Aufklärung kommt, wirkt alles sehr unspektakulär und für mich etwas zu verschroben.

Was dieses Buch für viele so spannend macht, ist natürlich der Vergleich zu Harry Potter. Ich persönlich finde es immer sehr gewagt, Bestseller mit anderen Werken zu vergleichen, da es bei diesem Wettkampf einen Verlierer geben muss.

Nun gut, der Verlag nutzte die Marketingmaßnahme und auch die Parallelen zu Harry Potter sind vorhanden.

Ein Magier, der eine Narbe davon trägt, bei dem Versuch getötet zu werden. Ein Zaubermeister der in seinen Schützling vertraut. Zwei Freunde die ihm nicht von der Seite weichen. Ein ehemals reicher Rivale der Call gleich zu beginn nicht leiden kann und ihm das Leben schwer machen will. Und und und...

Wenn man sich von diesen Vergleichen löst und die Geschichte als etwas eigenständiges, neues betrachtet findet man eher gefallen an ihr.

Denn ganz ehrlich: Wer mag den aufgewärmten Brei vom Vortag, wenn er sich auch frischen machen kann?

Habe ich mich anfänglich noch über die Buchgestaltung gefreut, so verstehe ich diese nach dem Lesen des Buches nicht mehr. Ebenso wie Herr Booknerd hätte ich es passender gefunden, wenn man die fünfbändige Buchreihe nach den Schuljahren gestaltet hätte. Über das Lesebändchen freue ich mich nach wie vor.

Viele Faktoren, allen voran die Antipathie zu Call dessen Figur für mich zu unglaubwürdig und wehleidig war, der nicht vorhandene Spannungsbogen, das Wirken von zwei Autorinnen und die vielen, beabsichtlichen Ähnlichkeiten zu einem großen Buchheld konnten leider nicht halten, was ich mir erhofft habe.