Rezension

Wo es nichts gibt...

Das Maikäfermädchen - Gina Mayer

Das Maikäfermädchen
von Gina Mayer

Bewertet mit 4 Sternen

Käthe lebt allein, ihr Mann ist von der Front nicht heimgekehrt. Über seinen Verbleib weiß sie wenig, nur dass er in Gefangenschaft geriet. Während sie immer und immer wieder ihr gemeinsames Leben reflektiert, macht sich das geschundene und zerstörte Deutschland rund um sie herum auf, seine Wunden zu lecken und wieder aufzubauen was vernichtet wurde.

Käthe lebt in einem kleinen Zimmer unterm Dach, bespitzelt von ihren Nachbarn aber auch von den alliierten Kräften versucht sie sich mit ihrem Beruf als Hebamme durchzuschlagen.

Als sie plötzlich eine junge Frau um eine Abtreibung bittet, wirft Käthe von Hunger und Auszehrung getrieben schließlich ihre moralischen Bedenken über Bord.

Gina Mayer gelingt es die Hoffnungslosigkeit und Rastlosigkeit der ersten Nachkriegsjahre in Deutschland lebensnah zu beschreiben. Ein beklemmendes Gefühl beschleicht die LeserInnen und immer wieder stellt man sich als LeserIn selbst bang die Frage: „Wie würde ich entscheiden?“ oder „Steht es mir zu, zu entscheiden welches Leben zu beschützen und welches zu töten ist?“

Einzig die Charaktere bleiben ein wenig farblos und grenzen sich nicht überdeutlich voneinander ab, dennoch sind sie realistisch genug formuliert um die Geschichte zu tragen und die LeserInnen durch das Buch zu begleiten.

Keine einfache Kost, aber dieses Buch wagt sich an eine Thematik heran, die auch in unserer Zeit die Geister scheidet und unglücklicherweise noch vielerorts ein Tabu darstellt.