Rezension

Wo ist der Lektor, wenn man ihn braucht?

Timeless - Alexandra Monir

Timeless
von Alexandra Monir

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der erste Band der Timeless Serie beginnt vielversprechend. Alexandra Monir hat eine hübsche, sehr flüssige Schreibe, die es leicht macht Figuren und Handlung zu folgen. Der Anfang gelingt der Autorin dann auch sehr feinfühlig, denn es ist offensichtlich, dass Michele unter dem plötzlichen Tod ihrer Mutter leidet. Obwohl nur wenige Seiten auf die besondere Beziehung zu ihrer Mutter eingegangen wird, wird deutlich, die beiden waren fast mehr Freundinnen, als Mutter und Tochter.

Leider macht sich dann relativ schnell Ernüchterung breit, denn sobald Michele bei ihren Großeltern angekommen ist und plötzlich in Luxus leben darf, wird die Geschichte immer oberflächlicher. Erstmal wird nirgendwo im Buch erklärt, warum Micheles Mutter ihre Tochter per Testament zu den Großeltern schickt, mit denen sie sich vor Micheles Geburt komplett überworfen hat. Sie selbst wollte immer weg aus der High Society Welt ihrer Eltern und nun gibt sie Michele genau dorthin?

Die Großeltern selbst sind überraschend freundliche Leute, die jedoch die meiste Zeit unsichtbar scheinen und einfach nicht vorkommen und das obwohl Michele in ihrem Haus wohnt und in New York keine Menschenseele kennt.

Schließlich kommt es dann zu Micheles Zeitreise und auch zur Liebegeschichte zwischen ihr und Philipp, die mich jedoch nicht überzeugen konnte. Nie wird deutlich, wieso die beiden sich verlieben und was sie an dem anderen anziehend finden. Stattdessen ergehen sie sich vom ersten Augenblick an in unerträgliches Süßholzgeraspel und diese ewigen Liebesschwüre, sind für ein Jugendbuch auch etwas sehr dick aufgetragen.

Nach der ersten Begegnung zwischen Michele und Philipp passiert einfach viel zu viel auf zu wenigen Seiten ohne das die Autorin Erklärungen gibt. Vieles löst sich zu einfach, viele Handlungsweisen bleiben verschwommen oder sind gänzlich unerklärlich. Obwohl viele Szenen nun zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen und Monir Kleidung und Häuser sehr schön beschreibt, verschenkt sie hier eine Menge an Potential. Sie hätte mit nur ein paar mehr Sätzen das damalige New York vor den Augen des Lesers zum Leben erwecken können und dem ganzen Roman eine große Portion Atmophäre geschenkt.

Tatsächlich ist mir der Roman letztlich wie ein Rohentwurf vorgekommen. Es fehlen diese vielen kleinen Details, die einen Roman erst stimmig machen und ihn mit Leben füllen. Da die Autorin eine lebendige Schreibe hat, kommt es mir fast wie Faulheit vor. Sie weigert sich auch schlichtweg Micheles Zeitreisen ein wenig zu erklären. Mal sieht sie nur Familienmitglieder, beim nächsten Mal können diese sie wieder nicht sehen. Mal funktioniert die Zeitreise nur, wenn Michele es sich wünscht, manchmal passiert sie einfach so aus heiterem Himmel. Natürlich sind Zeitreisen Science Fiction, aber eine gewisse Theorie oder Idee sollte schon dahinter stecken.

Obwohl “Timeless” durchaus schöne Szenen hatte und Alexandra Monir am Ende noch mit einem ziemlich bösen Cliffhanger aufwartet, bin ich mir unsicher, ob ich der Fortsetzung noch eine Chance geben soll.