Rezension

Wo Licht ist, ist auch Schatten - und umgekehrt!

Im Schatten das Licht - Jojo Moyes

Im Schatten das Licht
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe dieses Buch im Rahmen einer WLD-Leserunde zur Verfügung gestellt bekommen.

Vielen Dank dafür!

 

Zum Inhalt:

Die vierzehnjährige Sarah und ihr Großvater Henri leben seit dem Tod von Sarahs Mutter und Henris Frau alleine zu zweit in England. Der Franzose Henri war bis 1960 ein erfolgreicher Dressurreiter an der traditionsreichen Elite-Akadamie Cadre Noir in Saumur, bis ihn das Schicksal in Form seiner großen Liebe Florence nach England führte und dort festhielt. Henri trainiert Sarah täglich neben der Schule und er ist dabei sehr streng und unerbittlich, fast als wolle er seine eigenen Träume und Ziele durch sie verwirklichen. Als Henri einen Schlaganfall hat, ist Sarah plötzlich auf sich gestellt. Was anfangs noch geht, wird auf Dauer zur echten Zerreißprobe.

Natasha, Anwältin für Kinder- und Familienrecht, und Mac, Fotograf und ihr Ex-Mann in spe, haben sich in dem einen Jahr der Trennung auseinandergelebt. Beide haben neue Partner, aber Natasha lebt weiterhin in dem gemeinsamen Haus, das nun jedoch verkauft werden soll. Bis das geschehen ist, müssen sie sich arrangieren, denn Mac kehrt „nach Hause“ zurück. Die Gefühle der beiden sind alles, nur eines nicht: geklärt.

Als Sarah unverhofft in das Leben von Natasha und Mac tritt und dann samt Pferd spurlos verschwindet, wird deren Beziehung einer harten Prüfung unterzogen. Hält sie der Belastung stand?

 

Meine Meinung:

Der Roman „Im Schatten das Licht“ von Jojo Moyes ist sehr emotional und geht einem definitiv unter die Haut. Er zeigt, dass die dunkle Seite des Lebens (respektive der Schatten) immer auch etwas Positives hat, aus dem sie hervorgeht – nämlich das Licht, das den Schatten wirft. Jede Medaille hat zwei Seiten, das Leben ist nicht immer nur gut oder nur schlecht, es geht hoch und es geht runter. Das Schwarzweissdenken muss aufgeweicht werden, denn das Leben hat mehr zu bieten.

Die Geschichte von Sarah ist sicherlich kein Einzelfall. Sie hat Glück gehabt, dass sie Leuten begegnet, die sie nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch an ihr selbst interessiert sind. Das Buch zeigt, wie schnell emotionale Bindungen erschaffen werden können, aber es zeigt auch, wieviel durch Grenzüberschreitung und Vertrauensmissbrauch kaputt gemacht werden kann. Es gibt eben nicht nur die Guten. Man kann noch so „gut“ sein, sich aber aufgrund der Umstände trotzdem „schlecht“ verhalten (müssen). Man darf das Verhalten und den Menschen niemals losgelöst von den Umständen verurteilen. Dazu gehört aber eben auch Vertrauen und Offenheit und Ehrlichkeit – und diese werden oft durch (nicht immer begründete) Ängste und mangelndes Selbstvertrauen überschattet.

Und die Ehe von Natasha und Mac ist wohl ein Paradebeispiel für die Beziehung von heute. Kommunikation ist das A und O. All die ungesagten Worte und unbewussten Gesten provozieren unendlich viele Missverständnisse, die letztlich in einen Bruch münden. Dabei braucht es gar nicht so viel, um glücklich zu sein – auch auf der Schattenseite des Lebens.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Und das, obwohl ich mit Pferden wirklich gar nichts zu tun habe. Jojo Moyes hat mit „Ein ganzes halbes Jahr“ einen hohen Maßstab gesetzt, der dazu verleitet, alle ihre nachfolgenden Bücher daran zu messen – und so zwangsweise Enttäuschungen zu produzieren, die meines Erachtens unnötig sind.

Ein doppeltes Zitat am Kapitelanfang und ein Plausibilitätsfehler bei den geschichtlichen Fakten hätten nicht sein müssen, haben mich aber nicht wirklich gestört.

 

Fazit:

Ich kann das Buch jedem Fan von Jojo Moyes, der vielleicht verägert Abstand genommen hat durch die überteuerten dünnen Bände („Die Tage in Paris“ mit 112 Seiten und „Nachts an der Seine“ mit 144 Seiten), empfehlen. Ich siedele „Im Schatten das Licht“ auf ähnlichem Niveau an wie „Weit weg und ganz nah“ und halte es für unbedingt lesenswert – nicht nur für Pferdeliebhaber.