Rezension

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Wohl eher Bericht als Thriller.

Die Unbekannte - Peter Swanson

Die Unbekannte
von Peter Swanson

Bewertet mit 2 Sternen

Cover
Das äußere Erscheinungsbild des Buches fand ich gleich sehr ansprechend. Der Rot-Weiß-Kontrast, die Schriftart und die kleinen Blätter, die immer mal wieder von den einzelnen Buchstaben abgehen und sich auf dem ganzen Umschlag verteilen... so schlicht und doch einfacht etwas ganz besonderes. Sehr gelungen finde ich auch, dass die Schrift angeraut ist, sodass sich diese von der glatten roten Oberfläche noch etwas weiter absetzt. Nach der gelungenen Verpackung war ich gespannt auf den Inhalt und wurde leider sehr enttäuscht.

Inhalt und Schreibstil
Meine Enttäuschung lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass es sich bei dem Buch "Die Unbekannte" meiner Meinung nach nicht um einen Thriller handelt - Aber von Anfang an:
Der Prolog führt den Protagonisten George ein, dem der Leser das ganze Buch über folgt. Er befindet sich in einem durch Polizeiband abgesperrten Haus, welches so als Tatort gekennzeichnet ist. Er ist auf der Suche nach etwas, weiß aber selber nicht was. Und entdeckt schließlich ihr Lieblingsbuch mit einer Postkarte drin.
Das Buch macht einen Zeitsprung und wir treffen George wieder, wie er in einer Bar seine Ex-Freundin aus Collegezeiten 'zufällig' trifft, gegen seine Vernunft eine Unterhaltung mit ihr führt und schließlich in ein Netz voller Intrigen gespinnt wird...
Generell hat mir die Idee gut gefallen. Die Geschichte ist durchdacht und erfährt durch viele Blicke in die Vergangenheit auch ein wenig Tiefgang. Sonst fehlen meiner Meinung nach jegliche Emotionen. Der Schreibstil des Autors bleibt distanziert und es baut sich keine Spannung auf. Der Fortgang des Buches plätschert vor sich hin, auf eine Handlung folgt die nächste und, wie gesagt, nur die Rückblicke in die Vergangenheit bringen ein bisschen Abwechslung. Ein Thriller war dieses Buch somit definitiv nicht für mich. Mir fehlte der Nervenkitzel, das schnelle Huschen der Augen über die Seiten, um ja schnell weiterzulesen, weil das eigene Herz gegen die Brust hämmert.

Charaktere
Wie bereits zuvor aufgegriffen, denke ich, dass es dem Buch leider an Emotionen fehlt. Ganz rational betrachtet George die Geschehnisse. Seinen Charakter empfinde ich als Folge dessen als zwiespältig, denn obwohl er immer wieder phasenweise begreift, dass Liana wohl doch ein Spiel mit ihm spielt, versucht er jeden schlechten bzw. irgenwie unangenehmen Gedanken in Bezug auf Liana gänzlich zu verdrängen. Seine Fixation auf seine 'Collegeliebe' kann ich dabei nicht nachvollziehen. Ich habe häufig in anderen Rezensionen gelesen, dass Liana doch seine große Liebe ist etc. aber die Emotion Liebe kann ich in dieser Verbindung wirklich nicht feststellen. Wenn, dann ist es eher eine Art Besessenheit, die ihn so handeln lässt, wie er handelt.
Liana ist perfekt dargestellt. Dem Leser kann gar nicht entgehen, dass sie nicht das hilflose Reh mit großen Augen ist, welches vorgibt zu sein, sondern dass noch viel mehr hinter der Fassade steckt. Man erlebt sie nur im Umgang mit George und ihre offensichtlichen Manipulationen werden auch von George registriert jedoch vollkommen gleichgültig behandelt.

Fazit
Das Buch ist ein emotionsloser Bericht mit einer durchdachten, verstrickten Handlung. George, dem Protagonisten, bin ich als Leser ungern gefolgt, da ich mich weder mit ihm identifizieren konnte noch seine Entscheidungen, auch bis zum Ende nicht, nachvollziehen konnte. 
Die Punktevergabe ergibt sich somit aus
1 Punkt für das geniale Cover
1 Punkt für die durchdachte Handlung
Minus 1 Punkt für z.T. nicht nachvollziehbare Charaktere - besonders deutlich am Protagonisten, deshalb ein ganzer Punkt Abzug
Minus 1 Punkt für die, meiner Meinung nach, falsche Betitelung als 'Thriller'
Minus 1 Punkt, weil mich das Buch mit einem unbefriedigten Gefühl zurücklässt