Rezension

Wohlfühlroman

Rette mich, wer kann - Jule Maiwald

Rette mich, wer kann
von Jule Maiwald

Bewertet mit 4 Sternen

Jette ist achtunddreißig, Radiomoderatorin in einer Late Night Show, in der sie an einer Hotline Menschen berät. Als sie von einer Frau angerufen wird, die ihr berichtet, dass sie eine Beziehung zu einem Mann hegt, der bereits eine Familie hat und sogar schwanger ist, rät sie ihr, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen. Doch dann verrät die Frau ihr etwas, das Jette aus allen Wolken fallen lässt: dieser Mann ist nämlich ihrer und der Vater ihrer beiden Töchter. Vor den Trümmern ihres Lebens erfährt sie von einem neuartigen Wohnprojekt: es gibt ein Hotel, in dem frisch getrennte für maximal 12 Wochen Unterschlupf finden. Jette zieht in das Hotel und lernt dort einige Leidensgenossen kennen. Um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, hat Jette einen Plan: Selbstoptimierung. Während die anderen Hotelbewohner ihr helfen wollen, ist Nick, der ihr den Tipp mit dem Hotel erst gab, eher skeptisch. Ist der Weg zum Glück wirklich die Selbstoptimierung?
Meine Meinung:
 Allein dieses Cover, der Igel auf dem Luftballon, ließ mich schmunzeln, als ich den ersten Blick darauf warf und anch dem Beenden des Romans muss ich sagen: es passt so herrlich zur Situation, in der sich Protagonistin Jette zu Beginn des Buches befindet. Auch der Einstieg in den Roman fiel mir sehr leicht, denn Jule Maiwalds Schreibstil ist sehr leicht und locker, man fliegt nur so durch die Seiten und fühlt sich gleich wohl in der Geschichte. Was wohl auch zum Teil daran liegt, dass diese Geschichte, wenn auch ein wenig überzogen, einfach so mitten aus dem Leben gegriffen scheint. Als Frau kann man sich hier durchaus mit Jette identifizieren und an manch einer Stelle kann man sich auch mal wiedererkennen. Die Geschicht ist auf jeden Fall ein rundum Wohlfühlbuch, das zu heiteren Lesestunden bei diesem Schmuddelwetter zum einkuscheln auf dem Sofa verführt.
Gleich zu Beginn erleben wir mit, wie Jette mit einem Knall auf den kalten Boden der Tatsachen geworfen wird. Dieser Telefonanruf ihrer Nebenbuhlerin war einfach nur herrlich und man ahnt schon, wohin dieses Gespräch führen wird und würde Jette gerne warnen und dann - ist es zu spät. Ich hatte hier schnell Mitleid, als Jette in aller Öffentlichkeit vom Fremdgehen ihres Mannes erfährt und ab da fühlte ich so richtig mit ihr mit. Man begleitet nun Jette dabei, wie sie am Boden ankommt, aber auch wie sie sich durch Selbstoptimierung wieder versucht hinauszumanövrieren. Ob dies allerdings wirklich der richtige Weg ist? Mit vielen heiteren Momenten, die mich auflachen  oder in mich hineinschmunzeln ließen, beschreibt Jule Maiwald die Veränderung Jettes und letzten Endes muss ich wohl zugeben: sind wir nicht alle ein bisschen wie Jette?
In der Ich-Form erzählt die Protagonistin Jette von ihrem Leben, dabei kann man mit ihr lachen, sich ärgern, mit ihr hoffen, träumen und einfach leben. Jule Maiwald bringt Jette dem Leser nah und macht sie lebendig.
Jette ist mir gleich von der ersten Seite an sehr sympathisch, sie steht mitten im Leben, Mann, Haus, zwei Kinder, Job und dann ist plötzlich alles anders. Sie ist eine tolle Persönlichkeit, die mir gleich von Anfang an sehr sympathisch erschien und auch wenn ich sie manchmal gerne geschüttelt hätte, so kann ich sie mir doch auch irgendwie als Freundin vorstellen.
Aber auch die Nebencharaktere sind hier gut dargestellt und man hat schnell ein lebendiges Bild vor Augen, wie es in diesem Hotel ist und wie die Menschen, die hier für eine Weile leben, so sind.
Mein Fazit:
Wunderbar unterhaltsam, aber auch sehr einfühlsam beschreibt die Autorin hier das Leben von Jette und wie sie in Angriff nimmt, sich selbst zu optimieren. Ob wirklich alles nach Plan läuft? Hm, Leben kann man wohl nur selten planen. Mir hat der Roman sehr gut gefallen und war für mich eine schöne, leichte Lektüre für zwischendurch, die trotz des Humors auch ernst sein konnte und dadurch auch nicht oberflächlich wirkte. Toller Frauenroman zum Wohlfühlen!