Rezension

Worte

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Der "Roman" "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner, besteht aus Briefen, die die neun jährige Phoebe ihrer sieben Jahre älteren Schwester April schreibt. Aus den Briefen geht hervor, dass Phoebe April sehr bewundert und sie wahnsinnig vermisst. Sie versteht nicht, warum April, die sich in einer Klinik befindet, weil sie Magersucht hat, nicht einfach wieder gesund wird. Und sie versteht nicht, warum ihre Eltern sie nicht verstehen, dass sie mit ihren Worten nichts anfangen können, weil April und ihre Freundin Paula und Hazels Vater Jerry, können es.
Phoebe schreibt April alles, jeden Streit zwischen ihren Eltern und auch, wie traurig diese sind, von Ausflügen mit dem Bus, mit Freunden und von Schulausflügen. Hinzu kommt, dass Phoebe viele Fragen hat und sich sehr viele Gedanken macht. War April verliebt? Was wollte sie werden und noch wichtiger, was möchte Phoebe selbst werden? All diese alltäglichen Dinge schreibt sie ihrer Schwester und hofft sehnlichst auf eine Antwort.
Und im zweiten Teil des Buches antwortet April. Nur schickt sie die Briefe nie ab, weil ihre Mutter es ihr verboten hat. Trotzdem beantwortet sie jede Frage von Phoebe und erzählt ihr, wie es vor ihrer Geburt war und weshalb ihre Eltern so sind und das Wichtigste, warum sie so ist, wie sie ist. April erzählt ihrer Schwester nicht nur von ihren Erinnerungen, sondern auch, wie es in der Klinik ist und dass sie besser auf sich acht geben soll, als April selbst es getan hat.
Am Ende gibt sie die Briefe Jerry und nimmt ihm das Versprechen ab, Phoebe, wenn sie älter ist, die Briefe zu überreichen, damit ihre kleine Schwester weiß, dass ihre große Schwester sie nie vergessen hat.

Die Autorin hat einen einzigartigen Schreibstil, sie kann hervorragend mit Worten umgehen und nimmt den Leser sofort gefangen. Man will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und fühlt mit den beiden wortgewaltigen Protagonisten mit.
Das ist sehr beeindruckend, wenn man bedenkt, welches schwierige Thema die junge Autorin behandelt. Magersucht. Sie beschreibt vor allen in den Briefen von April, wie solche Menschen sich fühlen und was alles Auslöser für eine solche Krankheit sein kann und das es sehr hart ist, gegen die Art von Krankheit an zu kämpfen und die betroffenen Personen es nicht ohne Hilfe schaffen.
Dabei glaube ich, das die Autorin sehr viel von ihren eigenen Gefühlen und Erfahrungen in diesem Buch untergebracht hat und dafür hat sie meine Hochachtung.

Ein wundervolles Buch, dass man immer wieder lesen kann.