Rezension

Worum ging's nun eigentlich?

Since You've Been Gone
von Christa Allan

Bewertet mit 3 Sternen

Man hatte mir eine digitale Ausgabe dieses Romans als Rezensionsexemplar überlassen: Die Kurzbeschreibung klang vielversprechend in meinen Ohren; menschlich, liebevoll, tragisch, erschütternd, mysteriös und spannend, voller Überraschungen. Denn während die junge Braut Olivia sich noch darauf freut, ihrem Verlobten Wyatt gleich das Eheversprechen zu geben, verunglückt dieser tödlich, offensichtlich nicht auf dem Wege zu seiner eigenen Hochzeit seiend, sondern in eine andere Richtung fahrend. In seinem Wagen findet man ein Babygeschenk, doch Olivia ist weder schwanger noch wüsste sie von einem existenten Kind, welches in Verbindung mit Wyatt stehen könnte. Befürchtungen kommen auf, dass Wyatt sie nicht enfach nur vor dem Altar sitzenlassen wollte, sondern sie folgenvoll betrogen haben könnte, auch wenn Olivia sich das niemals vorstellen könnte. Dennoch nagen natürlich die Zweifel an ihr: Während sie sich unerwartet aufgrund seines Tods ein neues Leben ohne Wyatt aufbauen muss, muss sie sich der Vorstellung stellen, dass es auch für einen lebendigen Wyatt und sie keine Zukunft gegeben hätte.

Für die Eltern war Wyatt ohnehin nie der Wunschschwiegersohn, der Vater steht sehr unter dem Pantoffel seiner gläubigen Ehefrau, die ihrer Tochter vorhält, Gott würde einen nicht grundlos derart bestrafen und dass Wyatt und Olivia frevelhaft gelebt hatten, weil unverheiratet wie Ehegatten zusammengelebt. Lediglich die Grossmutter, die sich die religiöse Beflissenheit von Olivias Mutter auch nicht so recht erklären kann, steht vollauf hinter Olivia und ist ohnehin kaum als konservativ zu bezeichnen.
Während ihre Mutter versucht, über Olivia zu bestimmen, vor Allem mit Hilfe des Arguments "töchterliche Fürsorge", und Olivia vornehmlich ihren Dad und ihre Oma nicht komplett mit der Mutter im Regen stehen lassen will, bemüht Olivia sich, das Rätsel um Wyatts Fahrtziel und das Babygeschenk in seinem Wagen zu lösen ...

In "Since You've been Gone" tritt Olivia als Ich-Erzählerin auf; ich fand sie nett, aber wenig auffällig: Sie schien mir immer sehr darum bemüht zu sein, dazuzupassen, möglichst wenig aufzufallen und Konflikten möglichst aus dem Weg zu gehen. Dass ihre Mutter schwierig im Umgang ist, wurde von ihr von Anfang an wieder und wieder erwähnt, aber auch als Olivia erkennt, dass sie Zeit für sich benötigt und als sie entschlossen ist, sich in einer anderen Stadt etwas aufzubauen, lässt sie sich sofort zurückbeordern, als es heisst: "Kind, ich erwarte..."
Die Trauer um Wyatt fand ich sehr "leger" dargestellt: weder hatte ich das Gefühl, Olivias ganz grosse Liebe sei nun am eigentlichen Hochzeitstag ums Leben gekommen noch dass es so wichtig war, zu wissen, was er eigentlich vorgehabt hatte und für wen das Geschenk gedacht gewesen war. Olivia schimpfte zwar manchmal, dass es sie verrücktmachen würde, das alles nichtmals erahnen zu können, aber ich hatte eher den Eindruck, dass ihre Beziehung zu den Eltern, eben vornehmlich der Mutter, Olivia vielmehr beschäftigen würde.
Der Roman lies sich zwar gut, aber zuweilen zog es sich doch ganz schön, grad weil ich zunächst sehr viel Erwartungen in das Mysterium rund um Wyatt hatte, wobei dessen Todesumstände dann doch immer wieder in den Hintergrund rückten: Die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Olivia und ihrer Ma interessierte mich da kaum, aber während ich anfangs natürlich wissen wollte, was da bei Wyatt losgewesen war, war mir das bald auch eher gleichgültig. Da gelangte ich sehr bald an einen Punkt, an dem ich haderte, überhaupt weiterzulesen, weil ich völlig ahnungslos war, wohin diese Geschichte überhaupt führen sollte.

Wer religiös geprägte Belletristik, die innerfamiliäre Zwistigkeiten behandelt, gerne liest, dem würde ich diesen Roman durchaus empfehlen. Wer dramatische Paargeschichten eher schätzt, der sollte besser zu einem anderen Roman greifen.