Rezension

Wow! Sehr emotional und mitreißend

Uni-Sex: Studium emotionale - Lina Barold

Uni-Sex: Studium emotionale
von Lina Barold

Klappentext:
Die Germanistik-Studentin Sira führt ein wenig aufregendes Leben zwischen Mädelsabenden, ihrer langjährigen Beziehung und erfolgreichem Studium. Bis zu dem Tag, an dem sie den neuen Gastprofessor Silvan Heinrich von Lengenfeld kennenlernt, der ohne dass Sira es zunächst bemerkt, sehr an ihr interessiert ist - und nicht nur an ihren akademischen Leistungen. Sira verstrickt sich in eine Affäre, die ein Ziel hat, das sie nicht ahnt und die ihr Leben komplett verändern wird...

Die Autorinnen:
Hinter Lina Barold verbergen sich die Literaturübersetzerin Nina Restemeier und die Kulturpädagogin Anna L. Schmidt, beide in den frühen 80ern in Bielefeld geboren und aufgewachsen. Seit den späten 90ern verbindet sie die Freude an Literatur und Lakritz, Theater und Tratsch, Schwärmen und Schreiben. Und Alliterationen. Sie studierten in Düsseldorf, Leipzig, Triest und Bern. Humor und Intelligenz finden sie gleichermaßen sexy wie unterhaltsam. Deswegen schreiben sie darüber.

Meine Meinung:
Die 24-jährige Sira führt mit ihrem Freund Daniel, mit dem sie zusammenlebt, ein ganz normales Leben. Nichts Aufregendes passiert, alles schlängelt sich in geregelten Bahnen. Sie studiert Germanistik, liebt Goethe, insbesondere Werther, und hat zwei Freundinnen - Vicka und Ama - auf die sie sich verlassen kann. Daniel arbeitet in einer Bank und macht als Ausgleich Sport.
Eines Tages aber kommt Schwung in Siras Leben, denn der neue Gastprofessor Silvan Heinrich von Lengenfeld kommt überheblich und die meiste Zeit schweigend in ihr Leben, und ab dem Zeitpunkt verändert sich einfach alles.

Mir hat das Buch super gut gefallen, und das hat viele Gründe. Der Schreibstil, aus der Sicht von Sira, war einfach wunderbar fließend. Man ist sofort in der Gedankenwelt von Sira gefangen, die hoch emotional dargestellt wird. Ich konnte förmlich mitfühlen, wie sie sich und ihr ganzes Leben änderte. Es gab einige überraschende Wendungen, versteckte Hinweise, die andeuteten, dass Dinge im Verborgenen lagen bis zum Ende, doch auch bis dahin ist nicht alles aufgeklärt. Der Schluss, der eigentlich keiner ist, schreit geradezu nach einer Fortsetzung.

Sira machte für mich anfangs den Eindruck, dass sie sich nicht für den Professor interessierte, jedoch kamen unterschwellig schon eine Bandbreite von Gefühlen hoch, die sich bald entluden.
Silvan war und ist immer noch mehr als undurchsichtig. Ich weiß immer noch nicht, ob ich ihn mögen soll. Manchmal wünschte ich mir, dass er endlich den Mund aufmachte (genau wie Sira), aber er ist nicht so ein Mann (wenn man von den anderen Umständen absieht), der sich ein Stück weit öffnet, geschweige denn viel von sich preisgibt.
Ich an Siras Stelle wäre schon wahnsinnig geworden. Nur ist es so, wenn man liebt, sieht man über vieles hinweg. Die Schmetterlinge flattern dann so laut, dass man die warnenden Stimmen nicht hören kann.
Und wie sagte schon Goethe so treffend:
Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe!

Die Mädchen um Sira herum fand ich sehr gut gezeichnet. Die Wortwechsel und Gedanken lockerten das Buch immer zwischendurch auf.
Silvan: "Ich feiere Weihnachten nicht."
Sira in Gedanken: Toll, ich habe eine Affäre mit dem Grinch.

Immer wieder erhält der Leser/die Leserin Einblick und Bezug zu verschiedenen Dramen, was völlig passend ist, so auch die Zitate, die immer wieder eingestreut werden.
Man kann Sira wirklich mit Lessings Emilia Galotti vergleichen. Dieses Drama aus dem Jahr 1772 handelt von dem Prinzen Hettore Gonzaga, seiner besessenen Liebe zu dem bürgerlichen Mädchen Emilia Galotti und seinem Plan, das Mädchen für sich zu gewinnen.

Die erotischen Szenen waren sehr ansprechend beschrieben; überhaupt hat mir die Handlung, der Verlauf, dass nicht alles sofort klar war, sehr gut gefallen, auch wenn ich meine Verdachtsmomente hatte.

Weil das Ende offen ist, erwarte ich der Tragödie zweiter Teil.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass "Uni-Sex: Studium emotionale" sehr lesenswert ist.

Erotik trifft Lyrik, gekonnt verpackt und erzählt.