Rezension

Wuchtig, spannend und erschreckend aktuell

Geister
von Nathan Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension - Geister von Nathan Hill​, erschienen bei Piper Verlag​

*****

Was für ein Buch, was für eine wilde Reise für den Leser. Nach 856 Seiten bin ich angekommen und habe mich keine Zeile, kein Wort über gelangweilt. Niemand sollte sich von der Länge des Buchs vom Lesen abhalten lassen.

Nathan Hill erzählt die Geschichte von Literaturprofessor und Autor Samuel, dessen Mutter ihn als Kind verlassen hat und nun, mehr als zwanzig Jahre später, zweifelhaften Ruhm erlangt, weil sie einen Politiker tätlich angegriffen hat. Samuel beginnt, auf massiven Druck seines Verlegers, ein Buch über seine ihm unbekannte Mutter zu schreiben. Dabei kommen Wahrheiten ans Licht, mit denen weder Samuel noch die Leser rechnen. Jeder auftauchende Charakter bekommt vom allwissenden Erzähler den Raum, seine Geschichte, seine Gedanken und seine Motivationen.

Nicht nur, dass jeder Charakter bis in den letzten Gedanken ausgearbeitet ist, viele machen sich auf ihre ganz eigene Heldenreise. Sogar die, die man nicht als Helden sieht. Es gibt Wendungen, die so nicht erahnbar sind und immer wieder ein Wechselbad der Gefühle in einer Taktung, die einen zuweilen atemlos werden lässt.

Das Buch ist mehr als eine Familiengeschichte, mehr als ein Sozialdrama und mehr als alles, was ich in den letzten Monaten gelesen habe.

Acht Jahre hat der Autor an dem Buch gearbeitet, aber vergleicht man den die aktuellen Ereignisse in den USA mit den politischen Aspekten des Buchs, hat es eine erschreckende Aktualität.

"Geister" ist mein Buch des Monats und hat jetzt schon einen Platz in meinem Herzen sicher. Ich habe jede Minute des Lesens genossen.