Würdiger Abschluss der Saga
Bewertet mit 5 Sternen
Mit "Die Geschichte des verlorenen Kindes" ist nun der vierte und letzte Band der „Neapolitanischen Saga“ von Elena Ferrante erschienen, und es sei vorweg genannt, dass sich kein Happy End einstellen wird. Die Protagonistinnen Elena und Lila durchleben in diesem Band ihre mittleren Jahre bis ihn zur Phase der gereiften Frauen. Elena, die Schriftstellerin, kehrt nach Jahren in den Rione zurück. Zurück zu ihrer Freundin Lila, die zwar nie eine solche Schulbildung wie Elena genießen durfte, doch trotz Allem eine erfolgreiche Unternehmerin geworden ist. Am Ort ihrer Kindheit kommen sich die beiden wieder nahe. Als beide zur gleichen Zeit schwanger sind, scheint es, als ob sich ihre Freundschaft vertiefen würde und sie nun wieder unverbrüchlich zueinander stehen würden. Doch in diesem Teil der Neapel-Saga zeigt sich einmal mehr, wie ambivalent die Freundschaft der zwei Frauen ist. Und wie unterschiedlich auch die Charaktere angelegt sind. Lila versteht es immer wieder, Lena, die sich nach ihrer Freundin sehnt, vor den Kopf zu stoßen. Im letzten Drittel des Buches passieren fürchterliche Dinge. Lila erholt sich nicht von einem schmerzhaften Schicksalsschlag und wird der Freundin immer fremder und rätselhafter. Ich hätte den Beiden wirklich gewünscht, dass sie nach all der Zeit, auf die sie gemeinsam zurückblicken können, füreinander da sein würden.
Dieser vierte Band ist für mich der spannendste und traurigste zugleich. Trost bietet eigentlich nur das Cover, auf dem die Freundinnen zwar nicht mehr wie bei Band 1 ineinander fließen, aber immerhin gemeinsam in eine Richtung blicken.