Rezension

Wunderbar leicht erzählt

Ein Gentleman in Moskau - Amor Towles

Ein Gentleman in Moskau
von Amor Towles

Bewertet mit 5 Sternen

Graf Alexander Rostov wir am 21. Juni 1922 vor das Notstandskomitee des Volkskommissariats berufen. Im Gegensatz zu vielen anderen Adligen wird er nicht zum Tode verurteilt, sondern zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol, in dem er gerade wohnt. Der Graf ist ein wahrer Gentleman: er weiß mit Menschen umzugehen, er kennt sich mit Wein und gutem Essen aus, er weiß die schönen Dinge im Leben zu schätzen. Als er nach einigen Jahren des Hausarrests verzweifelt, ist es ausgerechnet ein kleines Mädchen, dass ihm die Lebensfreude zurückgibt und ihm ganz andere Seiten am Hotel Metropol zeigt, obwohl er doch glaubte, es bereits in und auswendig zu kennen.

Beim Lesen dieses Buches musste ich oft an die Serie „Downton Abbey“ denken, obwohl der Schauplatz und die Umstände ganz andere sind. Ich denke, die Lebenseinstellung des Grafen war es, die mich so daran erinnert hat. Obwohl er einige Schicksalsschläge zu verkraften hat bewahrt er immer die Contenance und bleibt ein wahrer Gentleman. Die Geschichte wird so leicht und locker und amüsant erzählt, dass man oft die ernsten Hintergründe vergisst. Denn der Graf befindet sich eigentlich in ständiger Lebensgefahr und in Russland tobt die Revolution und später ein Krieg.

Das Hotel Metropol ist nun die ganze Welt des Grafen, und so werden die Angestellten und Gäste dort die Bevölkerung seiner Welt. Die Freundschaften, die dabei entstehen sind ganz wunderbar. Es ist so rührend zu lesen, wie sich die Freundschaft zu Nina, dem kleinen Mädchen, entwickelt und ihn schließlich rettet.

Ich mochte bereits „Eine Frage der Höflichkeit“ vom Amor Towles sehr gerne und auch „Ein Gentleman in Moskau“ hat mich nicht enttäuscht. Wunderbar leicht zu lesen, ein Schmöker, ohne dabei kitschig zu sein und trotzdem mit ernstem Hintergrund. Das Buch hat 560 Seiten und ich möchte keine einzelne missen. Im Gegenteil: wenn es in der Handlung einen Zeitsprung gab dachte ich immer: Aber was ist zwischendurch passiert? Ich will alles wissen! Aber der Autor weiß es natürlich besser als ich: er erzählt kein Wort zu viel und keines zu wenig.

Eine große Empfehlung!