Rezension

Wunderbar und berührend

Drei Tage Manhattan - Begleitung gesucht - Tasmina Perry

Drei Tage Manhattan - Begleitung gesucht
von Tasmina Perry

Bewertet mit 5 Sternen

Amy ist Amerikanerin und für ihren Traum zu Tanzen nach London gezogen, nur leider klappt es mit der Karriere nicht so wie gewollt. Dafür hat sie einen Traummann gefunden und hofft bald einen Ring am Finger zu tragen. Mit diesem beschwingten Gefühl macht sie sich zum London Tower auf und hofft auf einen wunderbaren Abend, der allerdings in Tränen endet und mit einer Annonce in der Hand. Amy hat nach diesem verpatzten Abend einfach Heimweh, aber leider nicht das Kleingeld für das Flugticket nach New York und diese Anzeige verspricht Cost und Logis zu übernehmen, was hat sie zu verlieren. So lernt Amy die ältere Dame Georgia Hamilton kennen und ihr Abenteuer beginnt. Was Amy nicht ahnt, ist, dass sie nicht nur nach New York fliegt, sondern auch noch eine Zeitreise in die Vergangenheit von Georgia macht und dabei eine Liebesgeschichte erfährt, die sie mehr berührt als gedacht und so beschließt Amy, der älteren Freundin zu helfen und ihre Wunden zu heilen. Was wird Georgia erzählen? Was ist ihr damals zur Debütantinnenzeit passiert? Wie wird es mit Amy und der Liebe weitergehen? Und kann Amy nach der langen Zeit überhaupt helfen?

Als ich damals das Cover gesehen hatte, war ich verliebt und ich bin es nach dem lesen immer noch. Es ist vielleicht nicht die Geschichte, die ich erwartet hatte nach der Inhaltsangabe, aber es hat mich einfach auch nicht enttäuscht, das es doch anders war. Eigentlich war ich der Meinung das New York eine größere Rolle spielen würde und irgendwie dort alles passiert, aber das ist ein Trugschluss. Diese wundervolle Stadt ist nur eine kurze Zwischenstation und hilft nur die zwei Hauptfiguren Georgia und Amy sich näher kennenzulernen. Denn der eigentliche Ort des Geschehens ist London, oder besser England an sich.
Der Roman wird auf zwei Ebenen erzählt, zum einen aus der Sicht von Amy, die in hier und jetzt lebt. Sich mit ihrer unglücklich verlaufenen Tanzkarriere und der Situation, dass sie nicht gut genug ist, für ihren reichen erfolgsorientierten Freund, rumplagen muss. Sie steht gerade vor den Scherben ihres Lebens und kommt so an einen Wendepunkt, wo sie überlegen muss, was nun zu tun ist, alles Hinschmeißen und zurück zu ihrer Familie nach New York. Sich selbst eingestehen, dass sie gescheitert ist? In dieser Situation lernt Amy Georgia kennen, eine über siebzig jährige, ehemals erfolgreiche Verlagsinhaberin und eine Dame von Welt. Im ersten Moment ist Amy ein bisschen eingeschüchtert, aber auch sehr angetan, von ihrer Eleganz und ihrer freundlichen Art. In den Tagen, wo sie nach New York reisen, sich näher kennenlernen und Amy sich alles von der Seele reden kann, steht ihr diese Fremde zur Seite und lässt sie eine andere Sicht auf die Dinge sehen. Georgia mag eine alleinstehende Dame sein, aber auch sie hat ihre Vergangenheit und je mehr sie von Amy über ihre verkorkste Beziehung erfährt, um so mehr erzählt sie von ihrer Jugend und ihrer großen Liebe. Dabei wandern wir als Leser in eine andere Zeit, wo es noch Bälle und Debütantinnen gibt. Wo man noch Kleider trägt und Männer Smokings, wo gutes Benehmen und Familien mit Macht und Ansehen die Welt regiert. Wir kehren also ins Jahr 1958 zurück und erleben eine tragische bittersüße Liebesgeschichte.
Dass sie tragisch ist, weiß man von Anfang an, das merkt man daran, dass Georgia allein ist und sie strahlt so eine Melancholie aus, eine Traurigkeit, die greifbar ist und man möchte einfach wissen, was ist damals passiert? Wo ist er? Warum hat es nicht geklappt? Diese Rückblenden sind natürlich häppchenweise im Buch verteilt und so erleben wir eine junge und unbeschwerte Georgia und eine alleingelassene und starke Dame, die eine tiefe Wunde erhalten hatte und immer noch für eine Heilung kämpft. Das alles kommt natürlich durch Amy noch mehr ins Rollen, und da sie sich für Georgia einsetzten möchte, mischt sie sich in ihre Angelegenheiten ein, denn sie will wissen, wieso ist sie allein. Mehr möchte ich nicht verraten, das macht ja auch das Buch aus, aber dieser Wechsel zwischen den Zeitebenen ist durchaus reizvoll. Wir fliegen mit wundervollen Kleidern durch die Zeit, erleben schicke Bälle, aber auch die schwierige Situation für eine Frau zu dieser Zeit, sich die beste Partie herauszusuchen und zubekommen, dass dabei oft nicht immer Liebe eine Rolle spielt und Intrigen nicht ausgeschlossen sind. Aber auch Amy hat genug Probleme, die eben eine ganz andere Art von Natur sind als zu der Zeit von 1958. Ängste ihren Traum nicht wahr gemacht zu haben, sich in den falschen Typen verliebt zu haben, wie es weiter gehen soll und ob das Kämpfen überhaupt Sinn macht.
Ich habe mich so wohl gefühlt in dieser Geschichte und war von Georgias und Amy‘s Leben gebannt. Ich habe so mitgefiebert und gelitten, hatte oft einen Kloß im Hals und ein tränchen im Auge. Es ist ganz klar, dieses Buch ist auch traurig, aber es hat auch viele Lichtblicke und so kleine wunderschöne Besonderheiten, das man sich gut darin verlieben kann und eins steht fest, es gibt sie, die wahre große Liebe.