Rezension

Wunderbare Fantasy mit ungewöhnlicher Heldin

Frostblüte - Zoë Marriott

Frostblüte
von Zoë Marriott

Bewertet mit 5 Sternen

Es bricht aus ihr heraus, ohne dass sie es verhindern kann. Sobald sie blutet, verletzt durch einen anderen, übernimmt der Wolf die Kontrolle und tötet jeden in ihrem Umfeld.
Egal ob Freund oder Feind.

 

Frost ist verflucht: Ein Wolfsdämon wohnt in ihr und ergreift jedes Mal Besitz von ihr, wenn sich ihr Leben in Gefahr befindet. Leider nimmt das Wesen dann keinerlei Rücksicht, ob sie einen Gegner oder einen Verbündeten um sich hat, sondern greift jeden in ihrer unmittelbaren Nähe an. Daher scheut sie voller Panik den Kontakt zu anderen und flüchtet von einem Ort zum nächsten, um nicht aufzufallen.
Doch allzu lange kann sie sich nicht verstecken. Als sie in den Bergen von fremden Soldaten aufgegriffen wird, gerät sie an ihren Anführer, den charismatischen Luca. Zu ihrer Verwunderung und ihrem Entsetzen sieht er wesentlich mehr in ihr, als sie zuerst wahrhaben will. Auf diese Weise gelingt es ihm, sie dazu zu überreden, sich ihnen anzuschließen.
Doch wird sie mit seiner Hilfe auch die Bürde besiegen können, die sie seit ihrer Geburt mit sich herumträgt?

 

 

Bevor mir der Carlsen Verlag das Buch zugesendet hat (An dieser Stelle vielen, vielen Dank für das Rezensionsexemplar!), hatte ich nur wenig davon gehört, geschweige denn von der Autorin. Zoe Marriott ist in Deutschland leider kaum bekannt, Frostblüte ist ihr erstes hier erschienenes Werk, was ich sehr schade finde. Denn der Roman hat mich sofort begeistert.
Das liegt zum einen an der ungewöhnlichen Heldin: Frost ist weder besonders attraktiv noch eine hilflos-naive junge Frau, die erst von ihrem Prinzen gerettet werden muss. Sie hat seit ihrer frühsten Kindheit einiges Schlimmes erlebt, das sie für immer geprägt hat, und so läuft sie lieber davon, als sich einem Mann an den Hals zu werfen. Ihre Zweifel und Ängste werden nachvollziehbar und, wie ich finde, wirklich lebensnah dargestellt. Nichts wirkt aufgesetzt oder übertrieben. Die Figur mag nicht strahlend oder selbstbewusst sein, aber sie ist stark und weiß sich zu behaupten. Zudem durchläuft sie in der Geschichte eine glaubhafte Entwicklung, die noch mehr von ihren Ecken und Kanten offenbart.
Doch auch von den übrigen Charakteren war ich begeistert. Luca und vor allem sein Leutnant Arian sind vielschichtig gezeichnet und bilden eine wunderbare Ergänzung zur Hauptperson.

 

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und oft bildhaft und ausdrucksstark. Er unterstreicht perfekt Frosts Wesen und ihren inneren Zwiespalt und eröffnet dem Leser einen sich langsam entfaltenden und dennoch spannenden Einblick in die Protagonisten und ihre Umgebung. Die beschriebene Welt mag nicht besonders groß sein, allerdings hat man sie schnell deutlich vor Augen, so zerklüftet, lebensfeindlich und zugleich voller Magie, wie sie ist. Dazu braucht es nicht einmal Zauberer, Elfen oder dergleichen, die in anderen Highfantasy-Romanen beinahe zum Standart gehören.
Daneben überrascht die Autorin immer wieder mit unerwarteten Wendungen und klitzekleinen Puzzlestückchen aus Frosts Vergangenheit. Emotionale und actionreiche Szenen halten sich dabei gekonnt die Waage, es wird weder kitschig noch zu kampflastig oder brutal. Gewürzt mit einer guten Prise Humor schafft Zoe Marriott eine vielschichtige Handlung, die von der ersten bis zur letzten Seite fesseln kann.

 

 

Frostblüte ist ein wunderbares Buch voller starker Charaktere, einer spannenden, vielschichtigen Handlung und einer sehr beeindruckenden erdachten Welt. Themen wie Vertrauen, zu anderen und vor allem zu sich selbst, Freundschaft, Liebe und der Suche nach dem eigenen Ich dominieren die Geschichte auf angenehm unaufdringliche und kitsch- und klischeefreie Weise.
Wer gerne Highfantasy liest, die sich weniger durch ausgefallene magische Rassen, sondern eher durch nachvollziehbare Figuren von der Masse abhebt, der sollte diesen Roman unbedingt auf seine Wunschliste mit aufnehmen.