Rezension

Wunderbare Geschichte über das Leben

Ein Mann namens Ove
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung

Also das Cover und der Klappentext hätten mich jetzt auf den ersten Blick überhaupt nicht angesprochen, aber nachdem ich so viel positive Resonanz gelesen hatte, musste ich es auf jeden Fall damit versuchen - und ich habs nicht bereut!

Es geht um Ove. Er ist 59, wurde gerade frühzeitig entlassen und sieht dadurch keinen Nutzen mehr, am Leben zu bleiben. Schon als seine Frau Sonja vor 6 Monaten starb, war sein Leben vorbei und sehr bezeichnend für seine Denkweise ist wohl, dass er trotzdem weiter gemacht hat, denn schließlich hatte er noch eine Arbeit, die es zu erledigen galt.

Ove wirkt vor allem anstrengend, denn er mischt sich überall ein, ist kleinlich, akripisch, ein Prinzipienreiter, der alles kontrollieren will und den immer eine Aura von Bitterkeit umgibt. Sein Leben ist geprägt von Routine - ein tristes Dasein, in dem er einfach nur funktioniert; nur mit Sonja war alles anders.

Ich mochte Ove anfangs nicht wirklich - niemand mag solche Leute ... aber im Laufe der Seiten erfährt man, was sein Leben geprägt hat und wie er zu dem Menschen wurde, der er heute ist. Und er ist nicht nur nervig, sondern hat ganz tief in sich drin auch eine sehr berührende, hilfsbereite Ader, die unter den ganzen Regeln, die er um sich herum aufgebaut hat, verschüttet ist. Obwohl er in seinem Wesen einfach gestrickt und voller Vorurteile scheint, ist er grundehrlich und loyal. Er glaubt an die Gerechtigkeit, die Moral und harte Arbeit, doch das Leben hat ihm schon oft einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Es war wirklich ein Wechselbad der Gefühle, Ove zu beobachten und immer tiefer in seine Gedanken- und Gefühlswelt einzutauchen, die nicht einfach zu verstehen ist. Ich musste schmunzeln, lachen, war empört und hatte Tränen in den Augen, denn diese Geschichte zeigt sehr deutlich, dass man niemanden einfach so verurteilen sollte und dass es sich lohnt, auch hinter die Fassade zu blicken.

Die ersten Seiten waren für mich als Einstieg etwas holprig, da ich mich erst an den Schreibstil gewohnen musste. Als ich dann drin war, konnte ich nicht mehr aufhören, denn ich wollte wissen, was hinter Ove´s Verhalten steckt - und auch wenn Fredrik Backman immer mehr Puzzleteile aufdeckt, bleibt immer noch ein gewisser Teil im Dunkeln. Aber das ist schließlich bei uns allen so und ich konnte mein Herz immer mehr für diesen alten Griesgram erwärmen, der immer nur versucht, alles richtig zu machen.

Das einzige Manko war Parvaneh, die Nachbarin, die zwar großen Anteil daran hat, dass Ove aus seiner Einsamkeit gerissen wird; mir war sie aber gerade anfangs einfach zu forsch und bestimmend, damit kam ich einfach nicht so gut zurecht. Trotzdem bekommt das Buch von mir die volle Punktzahl, da es eine wichtige Botschaft und mich damit sehr bewegt hat.

Fazit

Einen Mann wie Ove gibt es nur einmal auf der Welt und doch so viele, die ihm ähnlich sind. Jemanden zu verurteilen für das, was er ist, steht niemanden zu, denn wir können uns nicht in einen anderen einfühlen, dessen Leben wir nicht gelebt haben. Genauso ungewöhnlich geschrieben wie der Charakter des Protagonisten - und mit seiner Tragik und Komik ein wunderbares Werk der menschlischen Gefühlswelt, so verworren sie in jedem von uns steckt.

© Aleshanee
Weltenwanderer