Rezension

Wunderbare poetische japanische Geschichte über gute Küche, Freundschaft, Schicksal und Hoffnung

Kirschblüten und rote Bohnen - Durian Sukegawa

Kirschblüten und rote Bohnen
von Durian Sukegawa

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge Sentaro arbeitet in einem Doraharu, einem Imbiss für Dorayaki, japanische Pfannküchlein mit einer Paste aus süßen roten Bohnen. Es ist nicht gerade sein Traumjob, aber er sieht keine andere Chance mehr für sich, da er verschuldet nach Gefängnisaufenthalt seinen Traum, Schriftsteller zu werden, schon aufgegeben hat. Seine trostlose Tagesroutine wird unterbrochen, als sich  eine alte Dame auf seinen Aushang meldet, sie wolle für ihn arbeiten: Die 76-jährige, sehr hartnäckige Tokue Yoshii mit einer Kostprobe von selbstgemachter An-Paste, die natürlich die sonst verwendete Fertigpampe des Ladens um Längen schlägt. Sentaro stellt sie zunächst heimlich, wegen ihrer verkrüppelten Hände, als Aushilfe ein, um von ihr zu lernen, wie man diese Paste herstellt.... 
Und, wie man es bei einem guten japanischen Roman erwartet, ist es nicht nur das Zubereiten von Dorayaki, was er von ihr lernt, sondern auch etwas über das Leben und seinen Wert, dass man auch mit einem schlimmen Schicksal noch etwas Gutes erreichen kann und niemals die Hoffnung und seine Träume aufgeben darf...
Der Erzählstil ist wunderschön, anders kann ich das kaum beschreiben. Er ist sehr poetisch,  dabei jedoch nicht schwülstig. Er ist leicht distanziert und emotional zugleich, einfach japanisch zurückhaltend, dabei aber einfach wundervoll. 
Sobald man die Figuren etwas näher kennengelernt hat und hinter ihre Fassaden schaut, werden sie einem sehr vertraut und man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Sie sind einfach sehr menschlich unvollkommen mit all ihren Fehlern, unerfüllten Träumen und Vorurteilen, die sie überwinden lernen.
Mir gefallen japanische Romane mit ihren leisen Tönen, den feinen philosophischen Anklängen und Lebensweisheiten sehr. Durian Sukegawas Werk passt genau in diese Sparte und ist doch ein Meisterwerk für sich. 
Mich hat das Buch sehr verzaubert, von der ersten bis zur letzten Seite. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen, habe es jedoch bewusst ganz langsam gelesen, um es zu genießen. 
Mein Fazit: Absolute Leseempfehlung. Hier wird eine wundervolle Alltagsgeschichte erzählt, die nebenher noch viel mehr ist: Liebesgeschichte an das Leben in jeder Form, Gesellschaftskritik, Philosphiestunde und immer dabei beste Unterhaltung.