Rezension

wunderbares Lesehighlight

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Louisa, Familienmensch mit etwas eigenwilligem Modegeschmack, arbeitet in einem Café in einer Kleinstadt in England. Sie lebt noch bei ihrer Familie und hat seit 7 Jahren einen Freund, Patrick, ein völliger Marathonfanatiker. Als der Besitzer des Cafés sein Café aufgibt, sehen Louisas Jobperspektiven schlecht aus. Ihre Familie, die mit Opa und ihrer Schwester und deren Sohn auf engstem Raum lebt, ist auf Louisas Verdienst angewiesen. Der vermittelte Job in der Hähnchenfabrik beschert Lou Albträume. Der Jobvermittler hat tolle Alternativen, wie z. B. Tänzerin in einer Tabledance-Bar. Als ihr ein Job als Pflegerin angeboten wird, nimmt sie ihn notgedrungen an, obwohl sie keinerlei Erfahrung im Pflegebereich hat und sie auch kein gutes Gefühl dabei hat. Sie soll jedoch nicht die Pflege übernehmen, sondern Will, der im Rollstuhl sitzt und mit seinem Schicksal hadert, Gesellschaft leisten. Doch Will möchte eigentlich gar keine Gesellschaft haben ....

Anfangs erinnerte mich die Geschichte von Lou und Will sehr stark an den Film "Ziemlich beste Freunde". Es gibt viele Parallelen, z. B. stammt Lou auch aus einem total anderen sozialen Milieu als Will, unterscheidet sich von der Bildung, ihren Reiseerfahrungen und ihren Hobbys auch sehr stark von Will. Auch die Unbekümmertheit, an die Lou an ihren Job herangeht und Will direkt die Meinung sagt, ist ähnlich wie in diesem Film.

Dennoch ist dieses Buch total anders.

Die Autorin schaffte es, mich von der ersten Seite an zu fesseln.

Lou erzählt uns ihre Sicht der Dinge in der Ich-Perspektive, ab und an kommen in einzelnen Kapitel weiter Figuren zu Wort, wie z. B. die Mutter von Will oder Treena, Lous Schwester.

Die Figuren in diesem Roman sind sehr lebendig dargestellt. Man sieht Louisa und Will direkt vor sich und erlebt deren Geschichte intensiv mit. Auch die Gefühle der Figuren kann uns die Autorin sehr gut vermitteln.

Wills Sarkasmus und schwarzen Humor ist so typisch Englisch. Ich mag diese Art von Humor. Louisas frische, lebenslustige, etwas naive Art, sowie die Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit im Laufe der Geschichte, stehen im Gegensatz zu Will, der sein Leben vor seinem Unfall in vollen Zügen genossen hat und jetzt nur noch leidet.Diese Gegensätze bringen eine Spannung in die Geschichte.

Auch die weiteren Figuren werden vor unserem inneren Auge lebendig. Treena, die ihrer Schwester Lou hilft, und dann wieder in totaler Konkurrenz zu ihr steht, kommt in manchen Szenen richtig sympathisch herüber, in der nächsten dann wieder total unsympathisch und egoistisch. Auch das macht die Story sehr real und lebendig, kann man sich das doch sehr gut vorstellen, wenn man eigene Geschwister hat.
5/5 Sterne für dieses sehr berührende, mal traurige, mal total humorvolle Buch um eine ungewöhnliche, tragische Liebe. Dieses Buch bringt uns die Themen, Freundschaft, Selbstbestimmung und Toleranz mit einer Brise englischem Humor näher. Es lässt keinen Leser kalt, stimmt ihn eher nachdenklich.

Unbedingt lesen, ein absolutes Lesehighlight!