Rezension

Wundersam trifft's gut...

Die wundersame Geschichte der Faye Archer
von Christoph Marzi

Bewertet mit 3 Sternen

"Die wundersame Geschichte der Faye Archer" ist die Geschichte zweier Menschen die sich durch gar nicht so ungewöhnliche Umstände kennen lernen. Alex Hobden vergisst, ganz schlicht, sein Skizzenbuch in der Buchhandlung in der Faye arbeitet. Da sie ein Mensch mit Charakter und großem Herzen ist, nimmt sie das Buch an sich und macht dessen Besitzer via Mail und Facebook ausfindig. Die beiden beginnen sich gegenseitig Mails zu schreiben und erzählen sich von ihren Leben und davon, wie es sie nach Brooklyn verschlagen hat. Dabei bleibt es nicht aus, das sie sich bald "näher" kommen, doch die Sache gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn zwischen den beiden steht ein großes Geheimnis...

Meinung:

Das Cover ist wunderschön und verleitet auf jeden Fall zum Kauf. Was zuerst auffällt ist die kunterbunte Schrift in 3-D-Optik, erst auf den zweiten Blick nimmt man die Schmetterlinge und die Straße, vermutlich irgendwo in Brooklyn, auf einer Seite winterlich, auf der anderen sommerlich, bewusst wahr.

Ich war begeistert, als ich von dem neuen Christoph Marzi Roman erfahren habe. Der Klappentext klang vielversprechend und ich war mir so sicher, das mich der Autor auch mit diesem Werk schnell überzeugen würde.

Doch leider muss ich gestehen, das mich das Buch, völlig unerwartet, enttäuscht hat. Wer schon einmal einen Roman des Autors gelesen hat, der weiß, das er es vermag, den Leser mit seinen Worten zu verzaubern und in andere Welten zu entführen.  Und auch wenn mir vorher klar war, das es sich hier um eine Liebesgeschichte und nicht um einen Fantasyroman handelt, hätte ich mir doch ein kleines Stück von dieser bewährten Christoph Marzi Magie gewünscht.
Das Buch liest sich nicht unangenehm, auch wenn mir der Schreibstil etwas eigenwillig erscheint. Er verleiht der Geschichte zwar etwas Individuelles, was ich sehr gut finde, tröstet aber nicht darüber hinweg, das handlungstechnisch nicht wirklich viel passiert.

 
Der Leser begleitet Faye hauptsächlich durch ihren Alltag, der sich sehr viel mit Musik beschäftigt, von der ich noch nie etwas gehört habe, der aber davon abgesehen kaum Nennenswertes mit sich bringt. Die Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Alex und Faye bleibt dabei auf der Strecke und kann mich emotional nicht wirklich erreichen. 

Die charismatischen Protagonisten machen durch ihre Einzigartigkeit vieles wieder wett und verleihen der Geschichte einen feinen Glanz, der mich etwas milder stimmte und mich über die schwache Entwicklung der Handlung oft hinwegsehen ließ. 

Faye Archer ist solch eine bezaubernde Protagonistin, die mir durch ihre besonderen Eigenheiten rasend schnell ans Herz gewachsen ist und mich so manches Mal in gewisser Weise an die Figur der "Amelie Poulain" erinnerte. Sie hat eine Vorliebe für Rot mit weißen Punkten, ihr Telefon wohnt in einem Koffer, sie verliert sich gerne in der Musik, auch in ihrer eigenen, ziert sich in Bezug auf neumoderne Kommunikationsmöglichkeiten und verbringt ihre Zeit nicht nur im Buchladen, sondern auch liebend gerne damit, im Plattenladen um die Ecke auf Schatzsuche zu gehen oder sich in die Künstlerin "Holly_Go!" zu verwandeln.

Zu Alex Hobden fiel mir der Zugang etwas schwerer. Zwar ist auch er ein toller, authentisch ausgearbeiteter Charakter, aber man weiß nicht so recht was in ihm vorgeht, da sich die Geschichte hauptsächlich um Faye dreht. Alex' große Leidenschaft ist das Zeichnen und verzaubert vom Roman "Breakfast at Tiffany's" ist es sein größter Wunsch, irgendwann einen Comic aus der Geschichte zu machen. 

Meine Lieblingsfigur neben Faye war eindeutig Mica Sagong, der Buchhändler und Fayes Freund, der nebenbei Yogakurse gibt, immer eine Weisheit parat hat und die Entspannung in Person darstellt. Er wirkt, als sei er mit sich im Einklang und glaubt stets daran, das alles seinen Ursprung im Karma hat.

Fazit:
"Die wundersame Geschichte der Faye Archer" lebt von ihren einzigartigen Protagonisten, die mich verzauberten. Die Handlung jedoch ist in der Tat sehr "wundersam" und hat mich emotional nicht erreichen können.