Rezension

Wunderschön geschrieben und kurzweilig

Der Wörterschmuggler - Natalio Grueso

Der Wörterschmuggler
von Natalio Grueso

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt aus dem Klappentext:

Bruno Labastide ist ein Abenteurer, ein sympathischer Schuft und ein Sammler kurioser Geschichten: Als er in Venedig eine geheimnisvolle Japanerin kennenlernt, die ihre Liebhaber stets nur für eine Nacht und gegen schöne Verse empfängt, versucht er, sie mit seinen Geschichten zu betören: zum Beispiel mit der von dem Jugendlichen, der Wörter schmuggelt, oder mit der von der Frau, die in Paris von einem unsichtbaren Verehrer verfolgt wird. Magisch-zauberhafte Begebenheiten, die in Buenos Aires, Paris oder Shanghai spielen und am Ende wieder nach Venedig führen.

 

Meinung:

Ich liebe ja Bücher, in denen Geschichten erzählt werden, die auf den ersten Blick eigenständig erscheinen, aber doch alle irgendwie ineinander greifen, wie z. B. bei dem Buch "Wolkenatlas" von David Mitchell.

Auch in diesem Buch werden einzelne Geschichten erzählt, die letztendlich einen ganz bestimmten Zweck verfolgen: Die schöne japanische Kurtisane zu beeindrucken, die ihren jeweiligen Liebhaber anhand von Versen und Texten auswählt. Bruno erzählt ihr verschiedene Geschichten, teilweise wirken sie erfunden, teilweise stellen sie Episoden aus seinem Leben dar. Aber allen gemeinsam ist das Thema Einsamkeit.

Bruno Labastide ist dabei ein sehr wandelbarer Charakter. Mal mag man ihn sehr, mal ist er einem eher suspekt. Doch trotz allem ist er letztendlich doch ein sympathischer Protagonist, den ich gerne durch dieses Buch begleitet habe. Aber weniger Bruno hat es mir in diesem Roman angetan, als wie die vielen Nebenfiguren, deren Geschichten und Erlebnisse er hier vorträgt. Diese haben mich tief berührt, sich in mein Herz eingeschlichen und mich mit ihren mitfiebern und -fühlen lassen.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus der dritten Person, einige Abschnitte werden aber aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Sichtweise wechselt hier zwischen Bruno und den anderen Charakteren. Die Kapitel sind insgesamt recht kurz gehalten, so dass man relativ schnell durch die Geschichten gelangt.

Dieses Buch hat eine wunderschöne Bildsprache. Natalio Gruesos Sprachstil wirft das Kopfkino an und lässt die Bilder in seinem Buch lebendig werden, so als ob man einen Film schauen würde. Man merkt, dass der Autor schon Drehbücher geschrieben hat. Seine bittersüßen Geschichten gehen ins Herz, sind manchmal eine wunderschöne Hommage an das geschriebene Wort und beflügeln die Fantasie. Mein einziger Kritikpunkt an diesem Buch ist, dass die Episoden hier manchmal den roten Faden im Buch vermissen lassen und ich mir gewünscht hätte, dass einige Geschichten mehr ineinander greifen würden. So bauen manche Stories hier aufeinander auf, einige stehen aber ganz für sich alleine. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch eine sehr kurzweilige Lektüre, die man mit leichtem Bedauern beendet, da man schon am Ende angelangt ist.

 

Fazit:

"Der Wörterschmuggler" ist ein wunderschönes Buch, das mit seinen bittersüßen Geschichten das Herz berührt. Gerne hätte ich noch länger hier verweilt. Einzig das sich der rote Faden manchmal ein wenig hier verliert, stört ein etwas. Trotzdem wirkt das Buch lange nach und unterhält ungemein gut.

Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten.