Rezension

wunderschön und ergreifend

So würde ich dich lieben - Hannah Woods

So würde ich dich lieben
von Hannah Woods

Bewertet mit 5 Sternen

~~USA 1917: Hensley ist gerade mal so alt wie ihr Jahrhundert und Halbwaise. Sie lebt mit Vater und Bruder in New York. Unerfahren wie sie ist, entbrennt sie in jugendlicher Liebe und verliert ihre Unschuld an einen Schwerenöter. Als ihr Vater mit ihr die Stadt verlässt, um in New Mexico einen neuen Job anzunehmen, ist sie schwanger und voller Liebeskummer. Ihr Vater beginnt eine Brieffreundschaft mit dem angehenden Medizinstudenten Charles, der sich als einer der Ersten freiwillig zum Einsatz an der europäischen Kriegsfront gemeldet hat. Charles muss Schwerverletzte als Ambulanzfahrer hinter die Kampfeslinien in ein Lazarett transportieren und wird schnell mit der unmenschlichen Härte des Krieges konfrontiert. Vor allem das grausame Sterben der Senfgasopfer  berührt ihn und lässt erste Fragen nach dem Sinn des Krieges und Mordens und der Existenz Gottes hochkommen. Hensley liest die Briefe des jungen Mannes und beginnt am Rand der Antwortbriefe ihres Vaters eigene Bemerkungen zu machen bis sie schließlich selbst mit Charles einen lebhaften Briefwechsel beginnt. Ihre klugen ungezwungenen Briefe sind für Charles bald der einzige Rettungsanker zum normalen Leben in all dem blutigen Wahnsinn. Und auch Hensley findet  in dem jungen Mann endlich einen Menschen, mit dem sie Gedanken und Gefühle austauschen kann. Schnell entwickeln beide die Wunschvorstellung, einer gemeinsamen Zukunft auch wenn dies eine utopische und allzu romantische Idee zu sein scheint.

Aber dann geschieht in New Mexico ein fürchterliches Unglück und weit weg über den großen Ozean gerät Charles in einen feindlichen Fliegerangriff.
Mehr möchte ich von dieser Geschichte nicht verraten. Jeder sollte den zweiten Teil selbst genießen und für sich erleben dürfen.

Von der ersten Seite an war ich von diesem Buch gefesselt. Dies liegt zum einen an Hannah Woods eindringlichem Erzähltalent, mit dem sie die Gefühle der Menschen lebensnah und real beschreibt. Sie schreckt  nicht vor der Beschreibung der Kriegsgräuel zurück wirft aber in die Waagschale zum Ausgleich das sehnsüchtige Verlangen der jungen Leute nach Glück, Liebe und Erfüllung. Für  Hensley und Charles habe ich sehr schnell starke Empathie entwickelt und ihre Wünsche und Sorgen geteilt. Die Geschichte hat auch einige sehr interessante Nebenfiguren, deren facettenreiche Charaktere das Ensemble bereichern und  harmonisch abrunden .

Das Buch geht sicherlich zu Herzen, wie schon der etwas schwülstige Titel „So würde ich dich lieben“ vermuten lässt. Aber es ist wirklich frei von Kitsch und Trivialität, glänzt mit einer wunderschön geschliffenen Sprache und einer  tiefgründigen Weisheit, die mich sehr berührt hat. Es war für mich eines jener Lieblingsbücher, in denen man ganze Abschnitte mehrmals lesen möchte, in dem man Zettelchen mit Anmerkungen hinterlässt und das man jedem anderen Leser heftig ans Herz legen möchte.  Hannah Wood ist ein Pseudonym einer amerikanischen Autorin, die bereits mehrmals ausgezeichnet wurde. Ich wüsste zu gerne wer sich hier versteckt.
Eine dicke Leseempfehlung von mir.