Wunderschöne Geschichte....
Bewertet mit 5 Sternen
'In jenem Winter berichteten die Zeitungen über einen Eisberg von der Größe einer Galeone, der voll knirschender Erhabenheit an den Klippen von St. Hauda's Land vorbeitrieb, über ein Wildschein, das verirrte Wanderer aus dem Felsenlabyrinth unterhalb des Lomdendol Tor herausführten, über einen verblüfften Ornithologen, der in einem Schwarm von zweihundert Krähen fünf Albinos gezählt hatte.'
Ein langer erster Satz, findet ihr nicht? Trotzdem nahm er mich gefangen, dadurch das jedes Wort vorsichtig gewählt wurde und er nur von Nebensächlichkeiten sprach. Dann passierte etwas eigenartiges:
'Aber Midas Crook las keine Zeitung, er betrachtete Fotos.'
Dieser eine Satz löste tausend Fragen in meinem Kopf aus. Wer ist Midas? Er liest keine Zeitung? Wie eigenartig muss er sein? Warum Fotos? Und so ging es immer weiter.
Das faszinierende an dem Buch: Immer wenn so ein Satz erscheint, der die Handlung weiter vorantreibt, das Märchen/die phantastische Geschichte lesbar macht, folgt eine Landschaftbeschreibung. Zart wie Eisblüten am Fenster, wachsen dann Wörter zusammen zu bildlichen, greifbaren Beschreibungen. Sie lenken nicht ab, sie graben nur die Liebe zum Buch tiefer hinein in das Leserherz. Sie beruhigen die Seele, wenn man Midas nicht versteht, wenn man zaudert oder wenn man entzückt ist.
Aber nun kurz zum Inhalt:
Auf einer Inselgruppe treffen sie zusammen: Der eigebrödlerische Midas und Ida, die Frau mit einem Geheimnis. SIe treffen sich als Midas auf der Suche nach Licht ist und Idee auf der Suche nach Henry. Denn nur er kann ihr helfen.
Das Zusammentreffen mit Ida ist für Midas eine Katastrophe, für Ida ist es vielleicht ein neuer Anfang. Denn ihre Zeit ist knapp, Ida wird langsam zu Glas und Midas schießt davon ein Foto'..
Es steht von Anfang an fest, dass dieses Buch eine fantastische Geschichte beherbergt. Aber man findet auch wunderbare, klare, liebevolle Sätze, die das Buch erst lesenswert machen. Mit einer Wahrheit, die manchmal weh tut und einer Wahrheit, die einem manchmal die Augen öffnet, schreibt Ali Shaw ein Buch, das polarisieren wird. Einige werden es mögen, andere wie ich lieben und viele werden den Zauber nicht verstehen, den die Beschreibungen, Wörter und Sätze in mir ausgelöst haben.
Ich empfehle dieses Buch mit viel Liebe zum Detail zu lesen, einfach mal innezuhalten und im Jahr der Märchen auch mal einem neuen Märchen eine Chance zu geben.