Wunderschöner, tiefgründiger und trotzdem humorvoll erzählt
Bewertet mit 4.5 Sternen
Katja, Ende zwanzig, schreibt als Drehbuchautorin für eine Krimiserie. Das Schreiben lässt sie alles erleben, alles tun – ohne ihre eigene Komfortzone je zu verlassen und ohne irgendetwas tu riskieren. In ihrem eigenen Leben gibt es eigentlich nur eine eigene Bezugsperson: ihre beste Freundin Alexa. Ratko kommt manchmal vorbei, aber eine richtige Beziehung ist das nicht. Ihre Mutter hat sie seit fünfzehn Jahren nicht gesehen, überhaupt ist ihre Familie eigentlich ein Trümmerhaufen. Eine ganze Menge Trümmer, die auf einmal wieder hochkommen, als Katja plötzlich eine Familienserie entwickeln soll. Nach einem Anruf von ihre Mutter und dem plötzlichen Auftauchen einer Halbschwester, lässt die Vergangenheit sich schließlich nicht länger verdrängen.
Katja ist eine authentischen Protagonistin, mit vielen Ecken und Kanten, aber trotzdem – oder auch deswegen – sympathisch. Ihre Geschichte wird sehr bewegend erzählt: das Bild, das man bekommt, setzt sich nach und nach zusammen. Rückblenden und Erzählung der Gegenwart wechseln sich ab. So erfährt man als Leser nur langsam, sehr behutsam von dem Trauma ihrer Kindheit und den Narben, die es überall hinterlassen hat. Für mich wurde die Geschichte dadurch umso kraftvoller.
Eindrücklich zeigt die Verknüpfung der Zeitebenen, wie sehr das Vergangenen die Gegenwart prägt, stets werden Bezüge dargestellt. So sind Katjas Handlungen durchweg nachvollziehbar und es ist leicht sich in sie hineinzuversetzen.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Die ernste Thematik lockert Catharina Junk so geschickt auf, ohne ihr dabei das Gewicht zu nehmen.
Wunderbar ausgearbeitet sind auch die Nebencharaktere, detailliert, individuell, mit ihren eigenen Geschichten und Persönlichkeiten.
Die Thematik ist der komplex: es geht um Verlust und um Trauer. Um Sucht und um psychische Probleme. Um eine zerbrochene Familie, um Vertrauen und Verantwortung und Schuld. Darum zu Verzeihen, sich selbst und anderen. Und um Liebe geht es auch. Die Liebesgeschichte steht nicht im Vordergrund, ist aber wunderschön und passt genau zu Katja.
Immer wieder gibt es auch Bezug zur der Raumfahrt, was für mich sehr spannend war und dem Roman eine zusätzlichen, besonderen Aspekt verleiht.
Fazit: Keine leichte Lektüre für Zwischendurch, sondern ein Roman, über den man nachdenken kann. Wunderschöner, tiefgründiger und trotzdem humorvoll erzählt!