Rezension

Wundervoll

Kirschroter Sommer - Carina Bartsch

Kirschroter Sommer
von Carina Bartsch

Bewertet mit 4 Sternen

Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Autorin mit ihrem wunderbaren Schreibstil in ihren Bann gezogen. Die Autorin hat einen tollen Sprachumfang und schreibt spannend und witzig. Ich habe des Öfteren laut gelacht. Klasse!

Ich konnte förmlich in Emilys Welt eintauchen und sie war mir von der ersten Zeile an sympathisch. Emily ist ein toller Charakter. Etwas tollpatisch, aber immer liebenswert und einfach zum knuddeln. Ich mag ihren Humor und den Sarkasmus, den sie immer wieder an den Tag legt. Manchmal fand ich es schade, dass sie so wenig von sich überzeugt ist. Etwas mehr Selbstbewusstsein hätte ihr gut getan. Ab und an ist sie ganz schön hart zu Elyas, aber andererseits dachte ich in den Momenten auch immer “nun lass sie doch endlich in Ruhe” und fand, dass sie Recht hatte so zu reden. Auf Seite 380 wandelte sich meine Meinung allerdings. Emily ist ein Miststück! Von da an war sie mir nur noch unsympathisch. Sie selbst findet sich unheimlich witzig, aber es ist nicht witzig. Kein Stück… Aber dann war sie doch wieder so süß *schmelz* Diese Frau wirft mich in ein Wechselbad der Gefühle. Mit Emily hat Carina Bartsch eine großartige Hauptfigur geschaffen, die den Leser immer wieder überrascht.

Ob das so gewollt war oder nicht vermag ich nicht zu sagen, ich vermute eher nicht, aber die “Unperson” in diesem Buch war für mich Alex. Ich fand sie mehr als unsympathisch. Immer bevormundet sie Emily, immer drängt sie dieser ihren Willen auf. Ich habe nicht so ganz verstanden, was die Freundschaft der beiden Mädchen wirklich ausmacht. Auch wenn ihre Liebesgeschichte ganz süß war, ich konnte mich mit ihr überhaupt nicht anfreunden und mag sie einfach nicht.

Elyas ist als zweite Hauptperson ein sehr interessanter Charakter. Einerseits unsympathisch, aber auch wieder anziehend. Ich war immer hin und her gerissen, ob ich ihn mögen soll oder nicht. Zur Mitte des Buches war ich total in ihn verliebt und habe nicht mehr verstanden, warum Emily sich immer so sträubt. Das lag auch daran, dass die Autorin den Leser relativ lange im Unklaren darüber lässt, was zwischen Elyas und Emily vor vielen Jahren vorgefallen ist. Als es dann aufgedeckt wird, da wird alles klarer. Elyas wurde mir immer sympathischer und am Ende tat er mir irgendwie auch leid.

Dieses Buch hat mir auch ohne große action-reiche Geschichte so gut gefallen, weil es irgendwie wie im wahren Leben ist. Da ist ein Pärchen, von dem man denkt, dass es einfach zusammengehört, aber es steht so viel dazwischen, dass sie sich einfach nicht wirklich näher kommen können. Emily lernen wir als ein verletzliches Wesen und man möchte sie einfach nur beschützen, dann wird sie aber selber sehr verletzend, was ihr jegliche Sympathie raubt und dann ist sie wieder einfach nur süß.

Ich muss allerdings auch zugeben, dass es mir nach ca. 310 Seiten dann doch langsam etwas unwahrscheinlich vorkam, dass es im wahren Leben wirklich so ablaufen würde. Er macht sie an, sie zeigt ihm die kalte Schulter, sie beleidigt ihn und er versucht es immer und immer wieder. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass viele Menschen wirklich so viel Geduld hätten. Wahrscheinlich hätte er eigentlich längst aufgegeben.  Aber trotzdem war es sooooo schön zu lesen, dass ich es einfach glauben wollte, dass Elyas sich so lange Mühe gibt. Er ist einfach ein Mann zum anschmachten…

Ich kann gar nicht aufhören über dieses Buch nachzudenken, weil es einfach so eine nachdenklich machende Geschichte ist. Ich bin verliebt. In das Buch, in den Schreibstil und in Elyas. Die Geschichte endet mit einem wahnsinnigen Cliffhanger.

Ich könnte übrigens Zitat um Zitat hier hinschreiben. Ich habe so viele Zettel eingeklebt wie noch in kaum ein Buch.
Hier eine kleine Auswahl:

“Dabei waren doch gerade Bücher eines der kostbarsten Geschenke auf Erden. Kunstvoll aneinandergereihte Wörter, die zu einer Melodie wurden und sich in Bilder verwandelten.”
Seite 30

“Auch wenn ich als Einzelkind aufgewachsen war, hatte ich durch Alex schon früh erfahren, dass man teilen musste – leider war nur meistens ich diejenige von uns beiden, die dabei den Kürzeren zog. Gut, vielleicht war es ein bisschen übertrieben, ihr gleich die Gabel in die Hand zu rammen… Aber hey, man musste schließlich sehen, wo man bleibt.”
Seite 47

“Ich hatte es immer für eine Floskel gehalten, wenn man von einem gebrochenen Herzen sprach, doch in dieser Sekunde konnte ich fühlen, wie es wahrhaftig passierte. Als wäre es aus Glas, fiel es zeitlupenartig zu Boden und zersplitterte in tausend Teile.”
Seite 281

Ich habe lange geschwankt ob ich 4 oder 5 Federn geben soll. 5 Federn bekommen bei mir nur absolute Lieblingsbücher. Ich war fast so weit, aber ganz hat es dann doch nicht gereicht. Ich kann gar nicht genau sagen, warum nicht, also sind es 4 Federn mit dicken Plus in Richtung zur 5 dahinter.