Rezension

Wundervoll poetischer Roman

Leinsee
von Anne Reinecke

Bewertet mit 5 Sternen

Karl, 26, ist der Sohn des Künstlerehepaars Ada und August Stiegenhauer und ebenfalls als Künstler in Berlin tätig. Mit seinen Eltern hat er jedoch seit Jahren keinen Kontakt mehr. Da erfährt er, dass sein Vater sich erhängt hat und seine Mutter an einem Hirntumor erkrankt ist, und reist in den kleinen Ort Leinsee, den seine Eltern sich für ihr Künstlerleben ausgesucht hatten.

Karl ist nicht sehr stabil und findet nur durch die achtjährige Tanja, die ihn in seinem Haus besucht, wieder halbwegs ins Leben.

 

Meine Meinung:

Ich habe diesen Roman zu lesen begonnen und mich sofort extrem wohlgefühlt bei der Lektüre. Allein die Aufmachung und die wundervoll poetische Sprache des Romans sorgen für ein angenehm warmes Gefühl im Bauch. Die Kapitelüberschriften sind alles (ganz besondere) Farben, die neugierig machen, an welcher Stelle diese Farbe in dem jeweiligen Kapitel auftaucht.

Die Figuren sind sehr interessant und fein gezeichnet, dabei begleiten wir als Leser natürlich besonders Karl, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Die Beziehung zwischen ihm und Tanja wird behutsam, aber ohne Beschönigung, erzählt.

Sehr gut gelungen fand ich auch die Darstellung über die bildende Kunst in diesem Roman. Karl ist selbst Vakuumkünstler, d.h. er nimmt alle möglichen Gegenstände und verschweißt sie in einem Vakuum, während seine Eltern Harzplastiken – gefüllt mit der Asche, die aus der Verbrennung von bestimmten Materialien entsteht – erstellen. Man weiß manchmal nicht recht, ob dies eine Satire oder wirklich ernst gemeint ist.

Der Erzählstil der Autorin ist grundsätzlich unaufgeregt und schnörkellos, aber so fesselnd, dass ich das reizende Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

 

Fazit:

Der Roman gehört für mich zu den besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich finde ihn ganz bezaubernd und auch hintergründig erzählt. Unbedingt lesen!