Rezension

Wundervolle Liebesgeschichte

Unsere verlorenen Herzen
von Krystal Sutherland

Bewertet mit 5 Sternen

„ ‚Du bist sehr seltsam, Grace Town.‘ - ‚Ich weiß.‘ -

‚Es macht mir nichts aus.‘ - ‚Ich weiß.‘ “

(S.73)

Der Inhalt

Henry fehlt es an nichts,  nur verliebt war er bisher noch nicht. Doch das ändert sich schlagartig, als die gleichaltrige Grace im Abschlussjahr an seiner Schule auftaucht. Obwohl Grace mit den Jungenklamotten und dem kaputten Bein nicht in eine Schublade zu stecken ist, fühlt Henry sich zu ihr hingezogen. Als sie ihn küsst, wagt er zu hoffen. Aber nicht nur Grace Bein ist verletzt, auch ihr Herz hat einen Sprung. Das damit verbundene Geheimnis steht zwischen den beiden und droht sie immer weiter voneinander zu entfernen…

 

Der Titel

Der Titel trifft sowohl auf Henry als auch auf Grace zu. Henry hat sein Herz an Grace verloren, ihr Herz scheint sie schon vor langer Zeit verloren zu haben und sie ist wohl auch nicht mehr fähig dazu, es erneut an jemanden zu verlieren. Es wird außerdem ein bisschen angedeutet, dass es sich um „mehrere“ Herzen handelt, finde ich. Sehr passend, denn Henry weiß, dass Grace und ihr Verhalten nicht gut für ihn sind, trotzdem kann er nicht von ihr ablassen und man könnte meinen, er schenkt ihr mehr als nur einmal sein Herz.

 

Das Cover

Toll ist, dass es auf dem Cover relativ ruhig zugeht. Ich meine, was braucht man auf dem Umschlag einer Liebesgeschichte viel anderes als ein paar Herzen?! Dass sie Risse haben, deutet darauf hin, dass nicht immer alles einfach läuft in der Beziehung der Protagonisten. Die verschiedenen Farben machen, dass es trotz allem nicht langweilig aussieht.

 

Die Protagonisten

Der 17-jährige Henry Page ist ein ganz normaler Teenager mit Eltern, die sich und ihn über alles lieben, einer in ihrer Jugend rebellischen großen Schwester mit zuckersüßem Sohn und zwei besten Freunden, Lola „La“ und Murray „Muz“. Nur eine Freundin hatte der brave Henry, der seiner Schwester nur äußerlich ähnelt, noch nie, warum sollte er auch? In der Schule bereitet er sich seit zwei Jahren darauf vor, den begehrten Posten des Chefredakteurs der Schülerzeitung zu übernehmen, denn Henry liebt das Schreiben. Als Grace in sein Leben tritt, ist nichts mehr wie es vorher war.

Die Grace Town von Facebook ist so anders als die im echten Leben. Im Internet hat sie mehr als 2800 Freunde, in der Realität tut sie kaum den Mund auf. Auf ihrem Profilbild lacht eine gepflegte junge Frau, in der Schule hat Grace selten ihre Haare gewaschen und frisiert. Und nicht nur das, sie steigt trotz Henrys Widerwillen in unbefugtes Gelände ein, füttert nachts Fische und verschwindet nachmittags stundenlang. Doch Grace glaubt an das Universum, an die Unwichtigkeit eines jeden Menschen, die Auflösung der Atome und das Vergessen, die Erlösung, nach dem Tod. Henry selbst beschreibt Grace als „echt schräg, aber auch außergewöhnlich.“ (S.81)

 

Die Story

Bei Henrys und Grace‘ Beziehung handelt es sich definitiv nicht um eine durchschnittliche, normale 0815-Liebesgeschichte, die man ganz genau vorhersagen kann. Das Buch zeichnet sich vor allem durch ungewöhnliche Wendungen und Entwicklungen aus.

Grace hat bisweilen ein seltsames Verhalten bzw. benimmt sich an den einen Tagen komplett anders als an den anderen. Es gibt die guten Grace-Tage und die schlechten. Dieses Unwissen Henrys, wie er an welchem Tag mit Grace umzugehen hat und die Ungeduld, die er dadurch manchmal verspürt, überträgt sich natürlich auch auf den Leser, mich hat es aber in meinem Lesefluss überhaupt nicht gestört und negativ aufgefallen ist es mir auch nicht. Ich finde eher, dass dadurch noch einmal die Schwierigkeit ihrer Beziehung verdeutlicht wird. Henry weiß nie, woran er gerade ist.

Die Aufmachung des Buches hat mir auch sehr gefallen. Grace und Henry schreiben sich oft über Facebook, diese Unterhaltungen werden im Buch auch als Chats dargestellt.

Das ganze Buch hindurch habe ich mich Henry sehr nahe gefühlt und war stets an seiner Seite, egal ob er gerade in der Schule war, in seinem Zimmer auf dem Bett lag oder mit Grace im Auto saß. Natürlich war das vor allem wegen der Ich-Erzählung aus Henrys Sicht – aus der Sicht eines Jungens, liest man nicht oft! –, aber es gibt definitiv auch Bücher, bei denen man trotz Ich-Erzähler nicht so präsent bei der Handlung sein kann.

 

Mein Fazit

Henrys und Grace‘ Geschichte ist außergewöhnlich, man wird immer wieder überrascht und nie kommt Langweile auf. Ich konnte das Buch vor allem zum Ende hin gar nicht mehr aus der Hand legen und war echt ein bisschen traurig, als ich mich von den Charakteren verabschieden musste.

Ein wirklich wundervoller Liebesroman, der so gar nicht dem Klischee entspricht, finde ich.