Rezension

Wundervolle Märchenadaptation - Aschenputtel neu erzählt

Die Luna-Chroniken 01: Wie Monde so silbern. E-Book inklusive
von Marissa Meyer

Bewertet mit 4.5 Sternen

I N H A L T
Cinder lebt bei ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern, arbeitet als Mechanikerin und versucht gegen alle Widerstände, sich nicht unterkriegen zu lassen. Als eines Tages in unauffälliger Kleidung niemand  anderes als Prinz Kai an ihrem Marktstand auftaucht, wirft das unzählige Fragen auf: Warum braucht Kai ihre Hilfe? Und was hat es mit dem plötzlichen Besuch der Königin von Luna auf sich, die den Prinzen unbedingt heiraten will? Die Ereignisse überschlagen sich, bis sie während des großen Balls, auf den Cinder sich einschmuggelt, ihren Höhepunkt finden. Und diesmal wird Cinder mehr verlieren als nur ihren Schuh … (amazon.de)

M E I N U N G
Wer schon viele Märchenadaptationen gelesen hat, wird bei diesem Buch vielleicht nichts Neues mehr erwarten, doch "Wie Monde so silbern" bietet etwas völlig Neues! Da dies mein erstes "neu geschriebenes" Märchen war, war ich demnach sehr gespannt auf die Geschichte und wie die Autorin es wohl hinbekommt, Cinderellas bzw. Aschenputtels Geschichte in eine völlig neue Zeit hineinzuversetzen.

Marissa Meyers Schreibstil lässt sich leicht und ohne große Schwierigkeiten lesen. Die märchenhafte, doch auch ein wenig dystopisch-mittelalterliche Atmosphäre wird perfekt zum Ausdruck gebracht und Orte, Handlungen und Eigenschaften werden sehr bildhaft erklärt. Die Autorin richtet sich mit diesem Buch hauptsächlich an die jugendlichen Leser, die von ihrem Schreibstil sofort gefesselt werden.

Da es sich bei diesem Jugendbuch um eine Märchenadaptation handelt, sind auch viele Aspekte mit eingeflossen, die die Geschichte um Aschenputtel so besonders macht. Die Stiefschwestern, der Ball und auch der verlorene Schuh werden angesprochen, wenn auch in manchmal etwas abweichender Form. Man kann klar die Grundzüge des Cinderella-Märchens erkennen, aber dennoch weiß man nicht sofort, was als nächstes und wie es passieren wird. Die Geschichte hält viele Überraschungen bereit, die sie sehr besonders machen.

Cinders Welt ist eine futuristische Zeit in der Zukunft. Anfangs hat mich das Buch schon ein wenig an eine Dystopie erinnert, doch im Laufe der Geschichte hatte ich das Gefühl, immer mehr in das Genre der Science Fiction einzutauchen. Erstaunlicherweise haben sich Märchen + SciFi aber besonders gut vertragen. Überhaupt nicht schlimm finde ich, dass nicht näher auf die besondere Welt der Androiden und Cyborgs eingegangen worden ist, da es sich hier um eine Märchenadaptation handelt und die Haupthandlungen von Aschenputtel im Vordergrund stehen.

Das Mädchen, um das sich alles dreht ist Cinder. Sie ist eine Mechanikerin, mit einer Stiefmutter und zwei Stiefschwestern - das Aschenputtel in der Familie. Ich glaube keinem Leser wird es schwer fallen zu sagen, dass Cinder ihm auf Anhieb symphatisch war. Ich persönlich habe Mitgefühl für sie empfunden, konnte mich gut in ihre Lage hineinversetzen und besonders hat es mir auch gefallen, dass sie Stärke bewiesen hat und nicht so leicht klein zu kriegen war. Aufgrund der Tatsache, dass sie ein Cyborg ist - halb Mensch, halb Maschine - wird sie nicht nur von ihrer Stiefmutter gehasst. Doch trotzdem hat das Mädchen einen starken Willen entwickelt und in mir Symphatien geweckt.

Was man kaum mitbekommt, während man in den Luna-Chroniken gefangen ist, ist, dass sich ganz am Rande, still und heimlich auch eine kleine, aber sehr verdeckt gehaltene Liebesgeschichte abspielt. Man bemerkt sie kaum, da die Autorin nicht sehr viel über die Gefühle der Figuren preis gibt. Sie erwähnt nur dort am Rand ein stärkeres Herzklopfen und da ein intensiveres Prickeln auf der Haut.

Das Ende war schon ab der Mitte der Geschichte ein wenig herauszusehen, da bereits mehrere stärkere Andeutungen darauf fielen und der "Logischdenker" sie sofort durchschauen konnte. Deshalb war am Ende bei der geplanten Überraschung die Luft draußen und selbst für die, die es noch nicht im Laufe des Buches erraten hatten, könnte es eine kleine Enttäuschung sein, wie die Auflösung geschieht, da Marissa Meyer meiner Meinung nach in diese Situation ein wenig mehr Gefühle mit hätte einfließen lassen können.

Wie in so vielen guten und spannenden Büchern befindet sich leider auch in "Wie Monde so silbern" ein fieser Cliffhanger, der den Leser regelrecht dazu zwingt, den zweiten Band in die Hand zu nehmen und ihn zu lesen. In Bezug auf die Figuren und die Liebesgeschichte bleiben viele Fragen offen, die hoffentlich in den weiteren Bänden geklärt werden. 

F A Z I T
Wer Aschenputtel in besonderer, neuer und futuristischer Form erleben will, für den ist "Wie Monde so silbern" genau das Richtige! Die Figuren sind liebevoll ausgeschmückt, Orte sehr bildhaft beschrieben und die Atmosphäre hält einen auch in der spannenden Welt um die Androiden und Menschen fest. Cinder und ihre Geschichte sind ein MUSS und gehören in jedes Bücherregal!