Rezension

Wunscherfüllung per Smartphone

Sternschnuppengeflüster - Sofie Cramer

Sternschnuppengeflüster
von Sofie Cramer

Drei Mädchen in drei verschiedene Städte finden durch eine App zueinander. Dabei verspricht die App etwas anderes, nämlich die Erfüllung von Wünschen. Und danach sehnen sie sich alle sehr, auch wenn ihre Probleme sich sehr unterscheiden.

Leni ist unzufrieden mit ihrem Äußeren und sie ist davon überzeugt, dass sie dick ist. Sie ist unsterblich in einen Jungen an ihrer Schule verliebt, und im nächsten Schuljahr wird er in ihre Klasse kommen. Sie sehnt sich nach einer Beziehung mit ihm, aber dafür müsste sie sich komplett verwandeln, um hübsch genug für diesen attraktiven, sportlichen Jungen zu sein.

Amelie hat zwar auf dem ersten Blick alles, was man sich nur wünschen könnte, aber als sie überhört wie ihre Eltern sich streiten, und auch das Wort „Scheidung“ fällt, bricht eine Welt für sie zusammen. Sie will auf jeden Fall verhindern, dass ihre Eltern sich trennen.

Paula ist mit ihren 16 Jahren etwas älter als ihre neuen beiden 14jährige Freundinnen. Sie sieht nicht nur umwerfend gut aus, sie ist auch eine begabte Schauspielerin, zumindest in der Theatergruppe der Schule. Ihr Traum ist eine Schauspielausbildung, aber ihre Eltern meinen, sie sollte lieber etwas Bodenständiges lernen.

Über den Austausch in der App lernen sich diese Mädchen besser kennen, und sie verbringen auch einige Urlaubstage zusammen. Sie kommen ihren Wünschen näher, vor allem durch die Unterstützung der anderen.

Der Schreibstil dieses Buchs ist wirklich gelungen. Der Text wird aufgelockert durch eingeschobene Nachrichten, die von den Jugendlichen gesendet und empfangen werden. Die Sprache passt sehr gut zur angesprochenen Altersgruppe und wirkt authentisch. Die Probleme und Gefühle der jungen Leute sind gut nachempfunden. Das Ende ist ein richtiges Wohlfühlende und alles kommt zu einem guten Abschluss.

Inhaltlich jedoch ist manches bedenklich, gerade für junge Leser. Obwohl Leni lernt ihren etwas rundlicheren Körper anzunehmen, kreisen in der ersten Hälfte des Buchs ihre Gedanken ständig um ihre Unzufriedenheit mit ihrem Gewicht, ihre Diätversuche und ihre Probleme beim Abnehmen. Sie ist auch ganz darauf fixiert einem bestimmten Frauentyp zu entsprechen (schlank und mit langen, blonden Haaren), um ihren Schwarm für sich zu gewinnen. Auch wenn sie später lernt sich anzunehmen, trägt wohl die Veränderung ihres Aussehens viel dazu bei. Es ist schade, dass das Bemühen um einen Freund auf ein perfektes Aussehen reduziert wird. 

In Lenis Freundeskreis gibt es viele Beziehungen zwischen Mädchen und Jungen. Den Beschreibungen nach, geht es da vor allem um das Körperliche. Ob das nicht etwas zu früh ist für 14jährige?

Und dann diese App; ja, das passt in die heutige Lebenswelt von Jugendlichen, aber so schön in diesem Buch alles endet, birgt eine solche Geschichte ja auch Gefahren. Die Mädchen verabreden sich zu einem ersten Treffen, natürlich ohne dass die Eltern wirklich wissen, was sie vorhaben. Es gibt leider genug Fälle, in denen bei einem solchen Treffen das Gegenüber nicht ein gleichaltriges Mädchen war, sondern jemand mit einer bösen Absicht.

Auch die Wunscherfüllung durch App ist nicht wirklich überzeugend. Die entstandene Freundschaft der Mädchen ist wirklich herzerwärmend, aber die philosophischen Vorstellungen, die im Hintergrund der Wunscherfüllung stehen, sind fragwürdig. Sich etwas ins Sein wünschen und auf das Universum hoffen? Das macht nicht wirklich viel Sinn. 

Fazit: Gemischte Gefühle! Eine Geschichte zum Träumen, die wirklich sehr schön und jugendgemäß geschrieben ist, aber inhaltlich nicht unbedingt ratsam für die empfohlene Altersgruppe.