Rezension

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Xiaolu wird erwachsen

Der freie Vogel fliegt. Bd.3 - Jidi, Ageng

Der freie Vogel fliegt. Bd.3
von Jidi Ageng

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Der freie Vogel fliegt“ ist eine Comic-Reihe mit (mindestens) sechs Bänden, in der ein 16-jähriges Mädchen namens Xiaolu die Hauptrolle spielt.  Mir gefällt der chinesische Comic (bzw. Manhua)  sehr gut, daher will ich nun hier auch die Bände 2 und 3 kurz besprechen. 

Die Geschichte von Xiaolu geht weiter. Nachdem in Band 1 vor allem die Scheidung der Eltern und die schlechte schulische Leistung thematisiert wurden, wird Xiaolu nun langsam erwachsener.

Xiaolus Ausflüge in die Welt der Fantasie sind keine Fluchten mehr aus der Realität, zumindest nur noch selten. Es sind inzwischen daraus Verhaltens-Taktiken geworden. Die braucht sie auch, denn immer noch schwärmt sie für einen Jungen, traut sich aber nicht, ihn anzusprechen. Da braucht es schon Taktiken, um ihn ja nicht ansprechen zu müssen…

Obwohl Xiaolu selbst sich nicht traut, ihren Schwarm anzusprechen,  fühlt sie doch sehr mit ihren – neuen – Freundinnen mit, wenn die sich zoffen, ihre Beziehungen auseinander gehen.

Xiaolu muss  einiges wegstecken: wie oft Beziehungen in ihrer Umgebung scheitern, belastet sie sehr. Dann wird eine Freundin von ihr schwanger, ihre Cousine nimmt sich das Leben.

Den beiden Autorinnen, Jidi und Ageng, gelingt es, diese ernste Seiten in Xiaolus Leben so zu verpacken, dass sie überzeugend wirken. Die Sicht Xiaolus entspricht dem, was Jugendliche in China in den 1980er Jahren denken. Es gibt keinen weisen Erzähler, der aus seinen Fehlern gelernt hat, keine rückblickenden Wertungen.

Wie bereits im ersten Band, haben mir auch hier die Bilder sehr gefallen. Die Bilder transportieren die Stimmung. Xiaolus Trauer, die Verzweiflung ihrer Cousine: überzeugend in Bilder umgesetzt. Xiaolus Entschlossenheit, ihrer Freundin beizustehen: herrlich komisch im Karate-Stil dargestellt. Xiaolus Scheu, ihren Schwarm ansprechen: grandios grotesk umgesetzt.

Für die kommenden Bände gibt es genügend Cliffhanger, die einer Auflösung bedürfen. Allerdings wird in „Der freie Vogel fliegt“ nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern viele. Dies hat zwar den Nachteil, dass es viele lose Fäden mit vielen offenen Fragen gibt, aber zugleich auch den großen Vorteil, dass man einiges über das Leben Jugendlicher in China erfährt.