Rezension

Zäh

Das Scherbenhaus - Susanne Kliem

Das Scherbenhaus
von Susanne Kliem

Manchmal frage ich mich, ob Psychothriller früher wirklich spannender waren, oder ob sich meine Ansprüche mit der Zeit so nach obengeschraubt haben, dass kaum ein Buch ihnen noch gerecht werden kann. Doch dann lese ich die Rezensionen anderer und stelle fest: Nein, du bist nicht die einzige, die diesen Thriller langweilig fand. Also, wo sind sie geblieben, die nervenzerreißenden Psychothriller, bei denen man vor lauter Hezrklopfen nicht schlafen kann, bis man ihn zuende gelesen hat? Denn auch Das Scherbenhaus zählt leider nicht dazu.

Das Scherbenhaus ist eines von zwei Büchern gewesen, dass ich mit in den Urlaub genommen habe. Jeden Abend habe ich mich an einem von beiden versucht, aber immer schon nach wenigen Seiten wieder abgebrochen. Jetzt, einige Wochen nach dem Urlaub, wollte ich es noch einmal mit Das Scherbenhaus probieren und habe ihn tatsächlich durchgelesen, aber es hat sehr lange gedauert und wirklich Spaß gemacht hat es auch nicht.

Carla führt ein beschauliches Leben auf dem Land und arbeitet im Restaurant ihres Schwagers. Sie erlebt keine großen Abenteuer, aber sie ist zufrieden. Diese ländliche Idylle wird plötzlich zerstört, als ein Stalker anfängt, ihr beunruhigende Fotos zu schicken. Diese anfängliche bedrohliche Atmosphäre hat mich gepackt und ich hätte mir gewünscht, dass sie die ganze Geschichte über anhält, doch das tut sie leider nicht. Ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass sie sehr schnell wieder verfliegt, weshalb ich auch so oft abgebrochen habe.

Als die Briefe endlich aufhören, bekommt Carla einen Anruf aus Berlin. Ihre Schwester Ellen braucht Hilfe und Carla reist - dankbar für den Tapetenwechsel - zu der modernen Wohnanlage Safe Haven. Eine nette Erholung wird dieser Besuch aber nicht, denn Ellen verschwindet spurlos und wird später tot aufgefunden. Ab hier hatte ich so meine Schwierigkeiten mit Carla, die nämlich erst einmal beschließt, nach Stade zurückzukehren und nur, weil sie dort wieder Briefe ihres Stalker erhält, reist sie doch wieder nach Berlin, um herauszufinden, warum ihre Schwester ermordet wurde. Irgendwie habe ich Carlas Beweggründe nie so richtig verstanden und bin auch nicht mit ihr warm geworden. Da war immer diese gewissen Distanz, die verhindert hat, dass ich wirklich mit ihr mitfieber.

Das Scherbenhaus hatte zwischendurch durchaus immer mal wieder spannende Abschnitte, aber im Großen und Ganzen hat mir doch das Tempo gefehlt. Wenn ich schon eine Protagonistin vor mir habe, mit der ich nicht viel anfangen kann, dann wünsche ich mir zumindest eine anhaltende Spannung, die mich mitreißt. Stattdessen hat Das Scherbenhaus viele Längen und ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich ganze Passagen nur quer gelesen habe. Und das ist für mich einfach nicht die Definition eines Psychothrillers. Nervenkitzel? Herzklopfen? Schweißausbrüche? Das alles habe ich beim Lesen vermisst, stattdessen sind mir immer wieder die Augen zugefallen. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich über der Geschichte eingeschlafen bin, bis ich das Buch schließlich nach etlichen Tagen ausgelesen hatte.

(c) Books and Biscuit