Rezension

Zauber von Band 1 wird nicht erreicht

Selection - Die Elite - Kiera Cass

Selection - Die Elite
von Kiera Cass

Bewertet mit 4 Sternen

-Achtung, inhaltliche Spoiler zum Vorgänger –

 

Von den 35 Mädchen, die in den Palast gezogen sind, sind nur noch 6 übrig. Der Konkurrenzkampf wird größer. Und auch America, die ursprünglich kein Interesse an Prinz und Krone hatte, ist sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher. Ihre erste Liebe Aspen oder Prinz Maxon – wem gehört ihr Herz? Könnte sie sich ein Leben als Prinzessin vorstellen?

Die Elite setzt nahtlos an den Vorgängerband an. Zwar ist es nicht zwingend erforderlich, Selection 1 zu kennen, um dem Inhalt zu verstehen, da es immer wieder kleine Rückblicke gibt, die die groben Zusammenhänge erklären, dennoch kann man mit dem entsprechenden Vorwissen natürlich die bereits kennengelernten Figuren besser einschätzen und inhaltliche Anspielungen leichter zuordnen.

 

Die Story kann zunächst mit dem kitschig-schönen Einstiegsband der Trilogie mithalten. Der Kampf um den Prinzen geht weiter und die sehr unterschiedlichen verbliebenen Mädchen kämpfen verschieden stark mit unterschiedlichen Mitteln.

 

Leider lässt das Buch dann ab der Mitte stark nach. Die vormals so selbstbewusste America, die spätestens durch das Auftauchen ihres Ex-Freundes ein totales Gefühlschaos durchlebte, ist nun ununterbrochen von Selbstzweifeln geplagt. Sie traut sich selbst nichts zu und findet keine klare Entscheidung bezüglich ihrer Gefühle. Vielmehr schwankt sie je nach Situation in ihrer Wahl. Passiert etwas Neues oder stellt sie fest, das Ereignisse nicht so waren, wie sie auf den ersten Blick schienen, werden vorherige Entscheidungen umgeworfen. Mal ist der eine, mal der andere die verlässlichere Wahl. Dadurch wird America mit der Zeit schon beinahe anstrengend. Verständlich, dass auch der einst so charmante Maxon aufgrund ihres Verhaltens langsam ungeduldig wird und dabei auch negative Charakterzüge offenbart.

 

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und anschaulich und auch die Erzählperspektive in der Ich-Form von America wird beibehalten. Nur dass diesmal die tiefen Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt schon fast zu tief werden. Zwar verliert sie ihren Mut und ihre Stärke nicht völlig, aber ihre plötzlich auftauchende Naivität und absolute Unentschlossenheit kosten Sympathiepunkte.

 

Fazit: Ich hatte nach dem zauberhaften ersten Band so hohe Erwartungen – vielleicht zu hohe, denn die Elite kann diese leider nicht erfüllen. Statt einer romantischen Geschichte erlebt der Leser Sprunghaftigkeit und Gefühlswirrwarr, sodass das Handeln der Figuren oft nicht nachvollziehbar ist. Am Ende ist alles offen – was nur logisch ist, denn sonst bräuchte es den Trilogieabschluss natürlich nicht.