Rezension

Zauberhafte Geschichte

Ich wünsche mir ... einen Prinzen
von Rachel Hauck

Bewertet mit 5 Sternen

„...Das Traurige daran, wenn man ein Elternteil verliert, ist, dass sich eine Tür zur eigenen Kindheit schließt...“

 

Zwei Männer kämpfen um die gleiche Frau. Prinz Michael gelingt es, entsprechend der Tradition dafür die Glocke zu läuten. Wenige Minuten später liegt er am Fuße des Glockenturms. Das geschah im Königreich Brighton im Jahre 1834.

182 Stufen führen auf den Glockenturm und 182 Jahre sind seit dem Ereignis vergangen. Bei einer Fernsehsendung sprechen die Moderatoren Prinz Colin auf die Glocke an. Der ist mit Lady Jordan, einer bekannten Schauspielerin aus Brighton, liiert und lehnt Informationen über sein Privatleben ab.

Zur gleichen Zeit muss in Georgia Avery ihr Leben neu ordnen. Sie hat vor kurzem ihren Vater verloren und wird nach einem Unfall ihre Karriere als professionelle Volleyballspielerin aufgeben. Ihre Mutter beschließt, das Weihnachtsfest bei Susanna, Averys älteren Schwester, zu verbringen. Susanna lebt im Königreich Brighton. Sie hat vor fünf Jahren den dortigen Thronfolger und jetzigen König geheiratet. Damals lernte Avery Prinz Colin kennen.

Die Autorin hat eine zauberhafte Liebesgeschichte geschrieben, die im Hier und Jetzt spielt und trotzdem märchenhafte Züge trägt.

Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, war ich schnell in der Geschichte drin. Das liegt auch daran, dass immer wieder kurze Episoden aus der Vergangenheit eingeblendet werden. So erfahre ich, wie sich Avery und Colin kennengelernt haben. Ein einziger Telefonanruf hat damals die Beziehung beendet – dann war Schweigen. Seitdem fragt sich Avery, warum das so war. Genau diese Frage wird im Laufe der Handlung beantwortet.

Die erneute Begegnung in Brighton zwischen den beiden reißt nicht nur alte Wunden auf. Schnell wird deutlich, dass Colin Avery nie vergessen hat.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Vor allem die Dialoge sind sehr gut ausgearbeitet und bringen die Handlung schnell auf den Punkt.

Als besonderes Stilmittel dient eine Fernsehsendung von Hyacinth und Madeleine. Sie haben dafür sogar eine App entwickelt und halten die Gerüchte am Kochen, dass es zu Weihnachten eine Hochzeit geben könnte, denn die Glocke hat geläutert. Allerdings leugnet Colin, derjenige gewesen zu sein, welcher sie geläutet hat.

Colins Freund Guy sorgt für einen leichten und humorvollen Ton mit seinen Einfällen.

Die weihnachtliche Stimmung, die Ruhe und Besinnlichkeit werden anschaulich dargestellt.

Das Besondere aber ist, dass der Glaube eine tiefe Bedeutung im Buch hat, ohne in den Vordergrund gestellt zu werden. Er gehört einfach zum Leben der Protagonisten und ist Grundlage ihrer Entscheidungen.

Gut herausgearbeitet wird der innere Konflikt von Colin. Er muss sich entscheiden zwischen Avery und seinen Vater und möchte keinen von beiden verletzen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Balance zwischen modernen Stilelementen und märchenhaften Abschnitten sowie einer jungen Frau, die auf eigenen Beinen steht, und veralteten Ansichten ist ausgewogen und sprachlich gekonnt dargestellt.

Ein humorvolles Zitat möge meine Rezension beschließen:

„...Er hatte zwei jüngere Schwestern, und wenn er eine Sache über Frauen und Hochzeiten gelernt hatte, dann dass die ganze Heiraterei nach den Bedingungen der Braut abzulaufen hatte...“